Die erste Mizwa, die an einem jüdischen Baby, falls es ein Junge ist, ausgeführt wird, ist die Beschneidung. Hebräisch heißt sie Brit Mila (Bund der Beschneidung). Im Segen, gesprochen vom Vater des Jungen währen der Beschneidungs-Zeremonie, wird sie "der Bund von Abraham" genannt, da es Abraham war, der von G-tt dazu aufgefordert wurde1: "Dies ist Mein Bund, den du beachten sollst zwischen Mir und dir und deinen Nachkommen nach dir, alle die männlich sind unter euch, sollen beschnitten werden."

Der Grund für diese Mizwa

Der Grund für diese Mizwa ist vielfältig, wie z.B.:

  • Es ist ein Zeichen, errichtet in unserem Fleisch, dass wir an den einen G-tt glauben.2
  • Es grenzt an eine Brandmarkung, mit denen die Gebieter in früheren Zeiten ihre Sklaven markierten. Es dient als Erinnerung daran, dass wir in G-ttes Diensten stehen, und auf Seinen Wegen gehen sollen.3
  • Das Sefer HaChinuch4 erklärt: So wie sich die jüdischen Seelen von nichtjüdischen unterscheiden, wollte G-tt dass es auch in unseren physischen Körpern einen Unterschied geben soll. Weiter erklärt er, dass G-tt es uns überließ, dieses Zeichen zu setzen, statt uns gleich mit eingebautem Zeichen zu erschaffen. ER wollte uns lehren, unsere Körper zu vervollständigen, - so wie es auch notwendig ist, unseren Geist auszubauen.
  • Warum wurde ausgerechnet das Fortpflanzungsorgan für diese Prägung gewählt?
    1. Es ist ein Symbol, dass der Bund mit G-tt auf Ewig ist und der nächsten Generation weitergegeben werden soll.5
    2. Die Beschneidung zügelt das sexuelle Verlangen, was dem Menschen mehr Kraft gibt, es zur richtigen Zeit und für die richtigen Zwecke einzusetzen und sich von unangemessen sexueller Aktivität fernzuhalten.6 auf ähnliche Weise schreibt Nachmanides7 dass der Brit uns daran erinnert, das männliche Organ einzig für erlaubte positive Weise zu benutzen.
    3. Das Fortpflanzungsorgan wurde gewählt, da wir dank unserer einzigartigen Hingabe zu G-tt, weiterhin als Volk zu existieren vermögen.8

Warum ausgerechnet am achten Tag?

Die Tora weist uns an9, den achten Tag zur Ausführung der Beschneidung abzuwarten. Obwohl dies allein schon ein guter Grund sein mag, tun wir es nicht früher und nicht später, es sei denn, es gäbe medizinische Gründe, die Beschneidung zu verschieben, wie im 2. Teil beschrieben, weil G-tt es so anordnete.

Hier sind einige dieser Gründe aufgelistet:

  1. Um es dem Baby zu ermöglichen, genug Kraft für diesen Eingriff zu sammeln.10 Nach neuesten medizinischen Forschungsergebnissen, bietet bei einem acht Tage alten Baby die körpereigene Produktion von Vitamin K, das für die Regulierung der Blutgerinnung von größter Wichtigkeit ist, optimale Bedingungen für einen solchen Eingriff.
  2. Der Talmud11 sagt, dass sich die Mutter am achten Tag aus technischer Sicht, vom Nidda-Stadium (Stadium von ritueller Unreinheit), das nach der Geburt folgt, wieder befreien kann.12
  3. Der Sohar13 erklärt, dass ein Baby seinen ersten Schabbat erlebt haben muss, bevor es beschnitten werden kann. Das verleiht dem Baby die besondere Schabbat-Seele, die ebenfalls zu den Vorbereitungen zur Brit Mila gehört.14
  4. Rabbi Schneor Salman von Liadi erklärt15, dass die Nummer sieben die natürliche Ordnung dieser Welt darstellt, was durch die sieben Himmelskörper (Sonne, Mond und fünf sichtbare Planeten), sieben Wochentage und G-ttes sieben emotionelle Eigenschaften – die Baublöcke mit denen die Welt erschaffen wurde – symbolisiert wird. Die Nummer acht andererseits steht für die G-ttliche Offenbarung, die jenseits dieser Welt liegt16 – die Quelle des Übernatürlichen.17 Die Brit Mila ist eine Kundgebung der Verbindung des Juden zu G-tt auf einer Ebene, die jenseits dieser Welt liegt.18

Wir warten a priori nicht länger als bis zum achten Tag, da es für die Eltern schwieriger wird, ihrem älter werdenden Baby diesen Eingriff zuzumuten. Überdies wird es auch für den Jungen selbst unangenehmer. Dazu kommen noch die oben erwähnten, besonders günstigen medizinischen Bedingungen, die am achten Tag vorhanden sind und die besondere spirituelle Bedeutung der Zahl acht.19

Die Wichtigkeit der Brit Mila

G-tt hat mit Abraham dreizehn Bünde für die Brit Mila geschlossen.20 Rabbi Schneor Salman von Liadi nennt21 das ein Hinweis dafür, dass die Brit Mila die Offenbarung der Dreizehn G-ttlichen Eigenschaften des Erbarmens hervorruft.

Trotz Abrahams großer Hingabe, die Mizwot der Tora zu beachten, wurde er erst nach seiner Brit Mila tamim (vollständig)22 genannt.23

Unsere Weisen würden sogar noch einen Schritt weiter gehen und sagen: Wenn es nicht für diese Mizwa wäre, hätte G-tt Himmel und Erde gar nicht erschaffen.24 Denn es ist die größte positive Mizwa25 die der Summe aller anderen Mizwot gleichgesetzt werden kann.26

Es heißt, Abraham beschnitt sich am Jom Kippur. Für dieses Verdienst sieht G-tt jedes Jahr am Jom Kippur Abrahams Blut und vergibt dem jüdischen Volk seine Sünden.27

Die Belohnungen für die Beachtung dieser Mizwa

  1. Die kontinuierliche Beachtung dieser Mizwa garantiert dem jüdischen Volk die Fortdauer der ununterbrochenen König David-Dynastie, die auch die Ankunft Moshiachs mit einschließt, sowie den fortdauernden Besitz des Heiligen Landes und die immerwährende Anwesenheit der Schechina (G-ttliche Gegenwart) unter dem jüdischen Volk.28
  2. Wer koscher beschnitten ist, wird vorm Gehinom (Fegefeuer)29 durch unseren Vorvater Abraham gerettet, der unser dorthin Bringen verhindern wird.30
  3. Der Midrasch beteuert, dass beschnitten zu sein, gesünder ist.31 Ärzte stimmen darin überein, dass Beschneidung besonderen Schutz gegen Harnwegsinfektionen, verschiedene Geschlechtskrankheiten und sogar gewisse Krebsarten bietet.32
  4. Diese Mizwa hat die besondere Eigenschaft, dass sie ein ganzes Leben lang ständig ausgeführt wird, d.h. ein Mann bleibt auf immer beschnitten.33 Selbst wenn keine andere Mizwot ausgeführt werden können, wie z.B. auf der Toilette, ist immer noch diese Mizwa ausführbar.34
  5. Das Blut der Brit Mila wird an einem ganz besonderen Ort im Himmel aufbewahrt. Wenn G-tt über das Betragen Seines Volkes nicht so glücklich ist, sieht Er dieses Blut an und erbarmt sich seiner.35
  6. Die jüdische Seele eines kleinen Jungen fängt im Moment der Beschneidung an, in den Körper des Babys zu gelangen.36 Aus diesem Grund ist es besser, bereits mit dem Nägelwasser-Waschen (rituelles Händewaschen nach dem morgendlichen Aufwachen) anzufangen, sobald beim Baby die Brit Mila durchgeführt wurde. Bei Mädchen wird gleich nach der Geburt damit begonnen.

Die Folgen der Vernachlässigung dieser Mizwa

Wer nicht durch seinen Vater beschnitten wurde und wer auch als er erwachsen wurde, sich vorsätzlich nicht darum bemüht, sich selbst zu beschneiden bzw. beschneiden zu lassen, wird durch Karet bestraft, indem seine Seele von ihrer G-ttlichen Quelle abgeschnitten wird. Oder wie es der Vers sagt37: "Ein unbeschnittener Mann, der das Fleisch seiner Vorhaut nicht beschneidet, jene Seele soll von ihrem Volk abgeschnitten werden. Er hat Meinen Bund gebrochen."38 Dies ist eines der zwei positiven Gebote, deren Vernachlässigung diese Strafe mit sich zieht. Das andere Gebot ist die Darbringung des Pessach-Lammes.39

Mädchen

Der Talmud sagt, dass jüdische Frauen bereits von Geburt an ohne jeglichen Eingriff von außen als beschnitten betrachtet werden.40 Mädchen haben es nicht nötig, diese unangenehme Mizwa über sich ergehen zu lassen, um von all den Vorteilen, die eine Brit Mila mit sich bringt, zu profitieren. Für Frauen sind das bereits angeborene Eigenschaften.

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