Das Gebot, Bikkur Cholim (Kranke zu besuchen), ist eine äußerst verdienstvolle Angelegenheit. Bezüglich dieser Mizwa erklärt die Mischna, dass es eine der Taten ist, von dessen "Früchten" wir in dieser Welt essen, dessen "Essenz" jedoch für die Zukünftige Welt bestehen bleibt.

Nach einigen Meinungen ist es eine biblische Mizwa, beruhend auf dem Vers "Und Du sollst in Seinen Wegen gehen."1 Nach anderen Ansichten, wie z.B. bei Maimonides, handelt es sich um ein rabbinisches Gebot. Und andere vertreten die Ansicht, diese Mizwa ist Halacha le'Mosche mi'Sinai (ein Gebot, gegeben dem Moses am Sinai). Maimonides behauptet, dass das Gebot des Krankenbesuches ein Aspekt der Mizwa "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst" sei. 2

  • Es gibt keine Begrenzung bezüglich der Zeitmenge, in der wir dieses Gebot erfüllen können oder bezüglich des Levels seiner Erfüllung, vorausgesetzt, dass wir nicht zu umsorgend gegenüber der kranken Person auftretend. In den meisten Fällen ist ein kurzer Besuch ideal. Dabei sollten wir den Zustand und die Wünsche des Kranken berücksichtigen.
  • Wir dürfen unsere Besuche nicht auf Ältere und/oder Weisere beschränken. Auch die Jüngeren und nicht so Weisen freuen sich über Besuche.
  • Wenn es zwei kranke Patienten gibt, einen, der viele Besucher hat und einen mit wenigen oder gar keinen, sollen wir vorzugsweise den Letzteren besuchen.
  • Es gibt verschiedene Meinungen, ob wir eine Person besuchen sollten, die wir hassen. Nach manchen Ansichten sollten wir es vermeiden, da es den Anschein vermitteln könnte, wir würden uns über die Krankheit des anderen freuen. Die beste Option besteht darin, die kranke Person durch einen Dritten zu informieren, dass wir sie gerne besuchen würden. Wenn der Patient dies akzeptiert, sollten wir ihn besuchen, da dies der Beginn eines Friedensprozesses sein könnte.
  • Wir sprechen keinen Segen, wenn wir das Gebot des Krankenbesuches erfüllen.
  • Nicht alle Patienten sind in der Verfassung, Besucher zu empfangen. Unter solchen Bedingungen sollten wir die Angehörigen fragen, ob es in Ordnung ist, vorbei zu kommen; und auch dann sollten wir versuchen, den Besuch kurz zu halten. Ebenso wäre ein sechster Sinn gut, der uns erkennen lässt, wann wir zu lange bleiben. In einer Situation, in der ein Patient nicht für Besucher bereit ist, kann der 'Besuch' dadurch erfüllt werden, indem wir im Foyer oder der Vorhalle bleiben, die Familienangehörigen unterstützen oder Psalmen für den Kranken sprechen.
  • Auch wenn die meisten Aspekte des Krankenbesuches nur durch einen persönlichen Besuch erfüllt werden können, so können wir die Mizwa auch durch einen Anruf erfüllen.
  • Wir sollten den Raum des Kranken mit einer positiven Einstellung betreten und keine Gefühle von Trauer oder Melancholie zeigen, da dies das Wohlergehen des Patienten beeinflussen kann.
  • Wir sollen keine schlechten Nachrichten mitbringen.
  • Wollen wir die Mizwa des Krankenbesuches sowie des Tröstens von Trauernden (Nichum Awelim) erfüllen und nur eines von beidem tun können, so geben wir der Mizwa des Tröstens von Trauernden den Vorrang.
  • Rabbi Jeschajahu Horowitz, der heilige Schalo, schreibt, dass es drei Komponenten bei dem Gebot des Krankenbesuches gibt: Mit Be'Guf (dem Körper), mit Be'Nefesch (der Seele) und Be'Mamon (mit Geld).
    1. Mit dem Körper: Wir sollten nicht nur einen persönlichen Besuch abstatten, sondern auch etwas tun, das den Geist und die Verfassung des Patienten stärkt. Dies kann in vielerlei Weise geschehen: Ihm Lesematerial aber auch Essen mitbringen. Die gilt besonders, wenn der Patient im Krankenhaus aus Kaschrutgründen auf viele Lebensmittel verzichten muss. Wir können helfen, die Bettposition günstiger, das Zimmer heller zu machen etc. Für uns ergeben sich viele solcher Möglichkeit, denn im Krankenhaus haben die Schwestern nicht immer die nötige Zeit, sich mit den Patienten zu beschäftigen. [Wie früher erwähnt, sollten wir unseren gesunden Menschenverstand benutzen, nicht zu lange zu bleiben oder in ungelegenen Zeiten zu kommen.]
    2. Mit der Seele:Durch das Aufsagen von Gebeten und Psalmen. Wir dürfen nicht vergessen, dem Kranken eine schnelle Heilung zu wünschen und Refu'ah Schlema (ihn zu segnen), bevor wir gehen. Rabbi Moshe Isserles, der Rema, schreibt, dass jemand, der einen Kranken besucht, aber nicht für ihn betet, das Gebot nicht erfüllt hat. Der Talmud 3 erklärt, dass jemand, der für einen Kranken beten kann und es nicht tut, ein Sünder genannt wird. [Deshalb ist es wichtig, wenn in einer Synagoge Psalmen für einen Kranken gesprochen werden, daran teilzunehmen.]
    3. Mit Geld: Hat der Kranke mit dem Aufkommen für seine medizinischen Kosten ein Problem, sollten wir ihn unterstützen. Das hilft dem Kranken auch, zu geistiger Ruhe zu kommen. [Es scheint mir, dass dies auch die Komponente beinhaltet, Spenden im Namen des Kranken zu geben.]