Frage?
Könnten Sie mir bitte beim Verständnis dieser Sinai-Geschichte behilflich sein? Soweit ich das in der jüdischen Schule verstanden habe, ging Moses auf den Berg hinauf, setzte sich an seinen Schreibtisch und schrieb vierzig Tage und vierzig Nächte lang ein Diktat. G-tt sagte: "Am Anfang ..." und Moses schrieb brav auf ... bis er das Ganze zu Papier, bzw. Pergament zusammengestellt hatte, richtig?
Oder habe ich es falsch verstanden? Wenn ich es richtig verstanden habe, lässt es immer noch viele Fragen offen. Wenn ich es falsch verstanden habe, müssen Sie mir das erklären, denn schließlich möchte ich doch nicht wie ein Ketzer erscheinen.
Antwort!
Die Geschichte, die Sie in der jüdischen Schule gehört haben, ist im Grunde genommen richtig, doch fehlen ihr viele wichtige Einzelheiten. So kam es, dass sie Ihnen als simplifizierte Geschichte aus der jüdischen Schule in Erinnerung bleibt, die nur ein doofer Gläubiger schlucken würde. Daher empfiehlt es sich, die klassischen Quellen (Midrasch, Talmud, u.a.) genauer zu studieren, die uns beschreiben, wie die Tora zu uns kam.
Die Geschichte aus unserer Perspektive
Vor Moses gab es Traditionen. Es gab Rituale, es gab Geschichten, es gab Ideen. Es gab auch Schriften. 1 Warum haben Menschen eigentlich angefangen, phonetische Laute aufzuschreiben? Ich weiß es nicht. Es gibt keine Möglichkeit, das herauszufinden. Und die vereinzelten Lehren, die eventuell in den Höhlen des Sinai-Gebirges bis heute überlebt haben, bringen es nicht fertig, eine ganze Geschichte zusammenzustellen.2 Doch die Geschichten der Patriarchen stammen aus einem sehr frühen Zeitalter und bezeugen das lineare Denken eines phonetisch belesenen Verstandes.3 Es ist anzunehmen, dass Moses bereits einige Schriftrollen aus noch älteren Zeiten besaß.
Gemäß Raschi (Ex. 24:4), bevor Moses auf den Berg stieg, präsentierte er dem jüdischen Volk eine offizielle Version des Buches Genesis, sowie einen Teil des Buches Exodus, bis zu dem Punkt an den die dort beschriebenen Ereignisse gerade gekommen waren. Ich nehme an, dass er sich bei seiner Arbeit sehr auf diese bereits vorhandenen Manuskripte stützte und dass er sich bemühte, die notwendigen Ergänzungen mit derselben Genauigkeit hinzuzufügen. Das vermindert in keiner Weise die G-ttlichkeit dieses Werkes. G-tt kann ebenso gut mit Editoren wie mit Autoren arbeiten, ... ja, G-tt bevorzugt sogar die Editoren.
Die zehn Gebote waren ein sehr mysteriöses Erlebnis. Ich habe in keiner anderen Tradition von etwas gehört, das diesem Erlebnis auch nur im Entferntesten gleicht. Was ist geschehen? Eine Masse von Menschen konnte an Moses Erlebnis teilhaben. Sie hatten sich jedoch nicht auf die spirituelle Ebene von Moses hinaufgearbeitet, so dass dieses Erlebnis nur für eine sehr beschränkte Zeitspane fortdauern konnte. Doch das war eigentlich der Zweck der Übung: Diese Offenbarung, dass G-tt von uns erwartet, dass wir gewisse Dinge tun und gewisse Dinge unterlassen, dass Er sich sorgt, um was mit uns kleinen Wesen passiert, - und das sind nur die grundsätzlichsten Elemente - für ein paar Augenblicke wurde das diesen Menschen ebenso klar, wie es Moses klar war.
Dadurch wurde Moses in der Tat einzigartig, weil er der einzige Prophet in der Geschichte war, der dies zu tun vermochte. Andere Propheten sagten lediglich: "G-tt sagt so und so, vertraut mir." Moses war da schon ein viel populistischerer Prophet und sagte: "Lasst uns gemeinsam erleben, was ich von G-tt höre." Moses ist cool.
Moses verzieht sich jedoch für vierzig Tage auf den Berg. In dieser Zeit öffnen sich neunundvierzig Tore der Weisheit vor ihm und gewähren ihm den Zugang zu den Geheimnissen aller Existenz. Moses hält das Sinai-Erlebnis anschließend schriftlich fest, gemeinsam mit einem Regelwerk für eine neue Gesellschaft, was schließlich zur Paraschat Mischpatim wird, - ein Kapitel im Buch Exodus, das sich vor allem mit Zivilrecht befasst.
Ist irgendetwas in Paraschat Mischpatim neu? Ich bezweifle das. Sowie ich bezweifle, dass irgendetwas in den zehn Geboten wirklich neu war. Die Neuigkeit war nicht der Inhalt. Es war die Idee, dass derselbe G-tt, der alle Natur übersteigt und für alle Existenz verantwortlich ist, sich damit beschäftigt, was wir hier unten wohl tun. Das war revolutionär. Das stimmte absolut nicht mit der aufgeklärten Denkweise jener Zeiten überein. Die Menschen dachten, dass nur ganz kleine Götter sich für diese Kleinlichkeiten interessieren könnten, und dass sie ganz leicht zu bestechen wären. In Ägypten hieß es "Mata" – vergleichbar zum "Karma" der Hindus. Sie kannten eine gewisse existenzielle Einheit am Sockel der Wirklichkeit, doch schien es ihnen absurd, dass dieser G-tt sich mit den Einzelheiten des Alltagsleben eines Menschen beschäftigt, geschweige denn einer Menschenmasse. Dieses Denken rechtfertigte eigentlich die Hierarchie der Macht und die Unterdrückung, der sich Moses widersetzte.
Moses der Revolutionär
Moses Werk war es eigentlich, G-tt auf die Erde herunterzubringen. Er zerstörte die Pyramide des spirituellen Wissens, das er von Ägypten her gekannt hatte, – und so sehr verachtete. Er sagte: "Dieser G-tt ist so groß, dass Er für jeden sorgen kann!" Moses löste eine Revolution im Denken der Menschheit aus.
Warum gleich eine Revolution? Weil G-tt ihn dazu beauftragt hat. Um das zu erklären, müsste ich ein langes Gespräch mit Ihnen über G-tt führen, wie und warum G-tt mit den Menschen kommuniziert. Maimonides behandelt dieses Thema bereits ziemlich ausführlich im Sefer HaMad'a (Buch der Erkenntnis). Im Buch Scha'ar Ruach HaKodesch von Rabbi Chaim Vital wird erklärt, dass der Prophet G-tt mit Seiner eigenen Stimme und in Seinen eigenen Worten sprechen hört, oder mit der Stimme seines Meisters, wie beim Propheten Samuel.
Ich möchte darauf hinweisen, wenn Sie oder ich uns völlig in ein Thema aus der Tora vertiefen und uns eine neue Erklärung oder Idee ausdenken, dies ebenfalls als Tora gilt. Das bedeutet, dass es einer anderen Person nicht erlaubt wäre, diese Idee zu studieren, bevor sie den morgendlichen Segen sagt, in dem wir G-tt danken, dass Er uns Seine Tora gegeben hat. Wohlbemerkt: Seine Tora! Obwohl Sie oder ich uns diese Idee ausgedacht haben, und nicht den Eindruck haben, dass sie von Andromeda 5 auf uns gelandet ist. Trotzdem ist es G-ttes Tora. Und wir sind eins mit G-tt. Lesen Sie dazu das fünfte Kapitel im Buch Tanja.
Mein Standpunkt ist, dass Prophezeiung der menschlichen Erfahrungswelt gar nicht so fremd ist, wie Sie meinen könnten. Wir haben viele Ideen, wer weiß, woher. Nur denken manche Menschen, dass sie das Produkt ihrer eigenen Gedanken sind. Ein Prophet ist ein Mensch, der klar das hört, was andere Leute nur sehr verzerrt vernehmen. Er ist in Einklang mit jenem unbekannten Ort, von dem aus das Unerkenntliche zu uns spricht. Daher kann nur er klar hören, was es sagt.
Moses war der Prophet, der mit dem Kern der Wirklichkeit im Einklang stand und hörte, wie Er zu ihm sprach. Daher schrieb er in der dritten Person, als ob er ein passiver Beobachter wäre, – selbst was sein eigenes Leben betrifft: "Und G-tt sprach zu Moses ..." Denn, wie es Nachmanides erklärt, Moses sah das rohe Wesen der Wirklichkeit wie es war, ungefiltert von seinem eigenen Selbstgefühl. Andere Propheten hörten die Wahrheit, wie sie zu ihnen sprach. Moses sah die Wahrheit, wie er sich selbst kennt.
Doch hat er diese Erfahrung mit uns allen geteilt. Das ist der Grund, warum Maimonides es als einen der 13 Grundsätze des Judentums betrachtet, dass kein anderer Prophet Moses widersprechen kann, – weil kein anderer Prophet durch die Bezeugung des gesamten jüdischen Volkes unterstützt wird, dass wir erlebt haben, wie G-tt zu ihm sprach.
Die Sache mit der Prophezeiung
Dieses Thema stellt für Viele einen Stolperstein dar. Vor allem für diejenigen, die sich daran gewöhnt haben, in philosophischen Begriffen über G-tt zu denken, oder Ihn in taoistischen Begriffen als "das, was ist" zu bezeichnen. So kommt es, dass diesen Menschen das Kommunizieren mit "dem, was ist" in der Tat merkwürdig erscheint.
Die Tora hingegen beschreibt die ganze Wirklichkeit als G-ttes Sprache. G-tt sprach: "Es mögen Photonen werden" und das ganze Chaos kam zustande. Dasselbe gilt auch für alles andere, das in der Welt existiert, – alles ist nichts weiter als G-tt, der einen Dialog mit sich hält. Daher gibt es im biblischen Hebräisch kein Wort, das "Dinge", "Objekte", "Zeug" oder sogar "physisch" beschreibt. Alles wird "Dawar" genannt, was einfach "Wort" bedeutet.
Worte sind Kristallisierungen von Gedanken. Und das hält die Welt zusammen.
Es gibt hier auf der Welt alle Partikel: Elektronen, Protonen, negativ geladene Partikel, positiv geladene Partikel, Materie, Antimaterie, Quarks, Blips, Bloops, Küchenschaben, Zeug ... Und was macht sie alle zu einer Welt, die wir beobachten und erleben können? Eine ganze Reihe an Regeln. Ohne diese Regeln können diese Partikel nicht zusammenarbeiten und ohne Zusammenarbeit, kann keines von ihnen existieren. So stellt sich heraus, dass nur die Regeln alles am Leben erhalten.
Und worin bestehen diese Regeln? Eine sehr beschränkte Offenbarung des G-ttlichen Geistes. Das nennen wir "G-ttes Sprechen".
Wenn Sie sich wundern, warum G-tt nie zu Ihnen spricht, sehen Sie sich um. Das ist alles, was es zu sehen gibt: G-tt, der zu Ihnen spricht. Nur dass das Signal in unseren Augen so heruntergekommen und verschlüsselt ist, dass wir nicht unbedingt zu verstehen vermögen, was Er uns sagen will.
Daher erklärt der große Kabbalist Rabbi Izchak Luria: Alles, was die Propheten zu tun brauchen, besteht darin, G-ttes Worte dort zu erfassen, wo sie ein bisschen weniger kondensiert und kristallisiert sind, - nämlich in den erhabeneren Welten. Dort sind die Dinge viel klarer, weniger statisch, dafür viel verheißender. Und von dort bekommen die Propheten einen Eindruck, was von oben kommen wird, – bevor es konkret herunterkommt.4
In Scha'arei Keduscha geht Rabbi Izchak Luria's Spitzenschüler, Rabbi Chaim Vital, sogar noch weiter: Er behauptet, dass Prophezeiung in Wirklichkeit der natürliche Zustand des Menschen ist. Wie wir sehen, hat G-tt, als Er den ersten Menschen erschuf, gesagt: "Lasst uns Adam machen."5 Das uns bezieht sich auf das gesamte Universum G-ttes.6. Die Seele von allem und von jedem Wesen in jeder Welt der gesamten Weltordnung war an der Erschaffung des Menschen beteiligt: Engel, Tiere, Pflanzen, Felsen, – all Seine Werke. Der Grund: Adam soll der Kanal für die belebende und existenzerhaltende Energie werden, die von der höchsten zur niedrigsten Welt hinunter fließt: Seinem Verhalten entsprechend soll die ganze Welt Leben erhalten.
Wenn dem so ist, was ist dann so erstaunlich daran, fragt Rabbi Vital, wenn der Mensch es manchmal vermag, das Datenmaterial, das durch ihn reist, zu entziffern?
Die Prophezeiung, wie sich herausstellt, ist lediglich ein Prozess der Einstimmung des Menschen auf den Prozess der fortwährenden Schöpfung. In Moses Prophezeiung ging es also darum, an den Kern dieses Prozesses zu gelangen. Daher, schreibt Nachmanides,7 ist jedes Geheimnis des Universums in der Tora enthalten, manchmal in einer Nuance eines Satzes, manchmal in einem Patent von Buchstaben, manchmal in einer dieser kleinen Kronen, die gemäß Tradition über bestimmte Buchstaben gesetzt werden.8
Vierzig Jahre in der Schrift
Zurück zur natürlichen Ordnung der Dinge: Moses schreibt in diesem Fall die Gesetze und Regeln auf, die er auf dem Berg erhielt. Darauf folgt eine kurze Unterbrechung durch die Geschichte mit dem goldenen Kalb. Als nächstes geht Moses wieder auf den Berg hinauf um ein paar wiederherstellende Gesetze zu erhalten, einschließlich der Einzelheiten für eine tragbare Stiftshütte (Tabernakel). Über die Periode der nächsten neununddreißig Jahre,9 schreibt Moses in bestimmten Zeitabständen weiter. Das Schreiben wird auf verschiedene Weisen durchgeführt. Manchmal schreibt er und spricht hinterher. Manchmal hält er vorher eine Rede und setzt das Gesagte erst später schriftlich um. Manchmal sammelt er die Daten einer Volkszählung und organisiert sie, was die verschiedenen Stile in jenen Abschnitten erklärt.
Das soll nicht heißen, dass es sich bei der Tora um "Moses eigenes Werk auf G-ttes Lehren basierend" handelt. Die fünf Bücher Moses, die Schriften, die Mischna, der Talmud, der Sohar, ihre klassischen Kommentatoren, die Entscheidungen der früheren und späteren halachischen Autoritäten, die Schriften der Kabbala, – sie alle sind G-ttes Wort.
Gemäß einer anderen Ansicht im Talmud wurde bis zum letzten Tag alles verbal übertragen. Doch alle sind sich darüber einig, dass Moses erst am letzten Tag seines Lebens alles zusammengesetzt und jedem Stamm eine Kopie davon verteilt hat.10 Seine letzten Anweisungen: Jeder soll seine eigene Tora-Rolle schreiben. Moses, der ultimative Populist.
Überzeugen Sie Julius
Da alles so einleuchtend war, fragen Sie, warum in so vielen Bibelkritiken die Geschichte nicht akzeptiert wird. Die wahre Frage lautet: Wie sind diese Akademiker davon zu überzeugen, dass:
a) Es gibt einen G-tt und Er ist allein schon für den Grund unserer Existenz verantwortlich.
b) G-tt sorgt sich um das, was in dieser Existenz vorgeht.
c) G-tt kann mit den Menschen kommunizieren und teilt uns alles mit, was wir tun sollten.
Alle Beweise der Welt können bei den Akademikern nicht einmal einen Nanometer bewegen. Denn wir sprechen hier nicht über Logik, sondern über Axiome. Und für jene Akademiker steht von vornherein das Axiom fest, wenn nicht a, dann sind sicherlich b oder c absurd.
Sicher nahmen diese ehrenwerten Akademiker sich niemals Zeit, diese Geschichte objektiv zu mustern: "Es gibt hier zwei Möglichkeiten: Entweder handelte Moses so, weil in der Tat G-tt zu ihm sprach, oder die Menschen haben das Ganze im Verlauf der Geschichte erfunden, und sich selbst allerlei umständliche Bräuche auferlegt. Lasst uns beide Erklärungen eingehend betrachten und entscheiden, welche von ihnen wohl wahrscheinlicher ist."
Niemals. Als Spinosa seine Kritik schrieb, stand für ihn schon von vornherein fest, dass G-tt nicht mit Menschen kommuniziert. G-tt ist gemäß Spinosa kein Wesen, das sich um jemanden Gedanken machen oder sich um die Welt sorgen kann. Der G-tt von Spinosa ist ein Objekt, ein passiver Zustand des Seins. Da Spinosa der Vater der Bibelkritik war, ist anzunehmen, dass auch seine Nachfolger von derselben Annahme ausgingen.
Julius Wellhausen war von der Idee der Geschichte fasziniert, – wie alle Akademiker seines Jahrhunderts. Geschichte bedeutete zu jener Zeit Hegel, nach dem alles geschah und geschehen musste: Stufenweise, durch einen Konflikt sozialer Dynamiken, Thesen, Antithesen, Synthesen, sich immer mehr dem aufgeklärten, modernen Menschen nährend. Das ist die Gießform jedes Denkers aus dem 19. Jahrhundert und die Tora musste dieser Form angepasst werden. Hätte Wellhausen ansonsten irgendetwas akzeptiert?
(P.S. vom 23.5.2010: K.A. Kitchen, einer der führenden Gelehrten der Antike, hat sein Werk "Zur Beständigkeit des Alten Testamentes" veröffentlicht, in dem er Wellhausen und seine Bibelkritikidee erbarmungslos zerstört, weil er das seither entdeckte Beweismaterial vorlegte.)
Moses Idee ist so wild und widersinnig, dass niemand durch Philosophie oder Logik hätte auf sie stoßen können. Warum dann glauben wir an sie? Weil wir an das jüdische Volk glauben. Daher wird es Judentum genannt: Es ist der Glaube an die Juden. Nachdem wir an die Juden glauben, glauben wir auch an das Erlebnis der Juden. Das bedeutet, dass wir an die Tora glauben. Nachdem wir an die Tora glauben, glauben wir auch an G-tt und dass G-tt sich um uns sorgt. (vgl. "Wie können wir wissen, dass wir G-tt am Sinaiberg gehört haben?")
Der Utilitaristische Beweis
Vor diesem Hintergrund möchte ich auf etwas hinweisen, das nur selten als Beweis für Moses Idee vorgelegt wird, was jedoch meinem Verständnis nach spielend gewinnt: Es funktioniert.
Die moderne Gesellschaft basiert voll und ganz auf Moses Idee: "Der Idee, dass alle Menschen von einem einzigen G-tt erschaffen wurden, der um das Wohlergehen jedes Einzelnen besorgt ist." Das ist die Basis der modernen Demokratie und der Bürgerrechte. Denn es wäre lächerlich, in irgendeinem anderen System einen Anspruch auf Bürgerrechte oder Gleichheit zu erheben. Die Schrecken des zwanzigsten Jahrhunderts haben das besser beschrieben, als es ein Lehrbuch tun könnte, und Autoren wie George Orwell haben es klar dargelegt: Es gibt keine rationale Grundlage für Menschenrechte oder Gerechtigkeit für alle Menschen.
Doch ohne diese Basis ist die Gesellschaft gar nicht haltbar, - und auch nicht das Leben auf diesem Planeten. Wenn G-tt einfach nur ist und das Leben einfach nur ist und daher nichts von angeborener Bedeutung oder angeborenem Wert ist, dann wird die Welt, in der ein Hund den anderen frisst – mit den Waffen der modernen Technologie – zur schrecklichen Wirklichkeit.
So sehen wir, dass letzten Endes Moses gewinnt. Und wenn Moses Lehre, dass G-tt sich um uns sorgt, wahr ist, was ist dann so erstaunlich daran, wenn Er uns genau mitteilen will, was Ihm besonders wichtig ist, und dass es sich zu einem bestimmten Zeitpunkt und an einem bestimmten Ort und vor einer bestimmten Menschenmenge in der Tat ereignet hat?
Das, was ich glaube, ist also ganz einfach.
(Eine weitere Nachbemerkung vom 23.5.2010: Um das, von dem im letzten Abschnitt die Rede, war zu illustrieren, lesen Sie Joshua Bermans faszinierenden Artikel: „Ist die Bibel egalitär?“ Oder lesen Sie sein Buch: “Gleich erschaffen: Wie die Bibel mit dem alten politischen Denken brach“ (Oxford University Press, 2008).)
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