Der Sohar (Bd. III 73a) erklärt: "Es gibt drei Verknüpfungen, für drei miteinander verbundene Einheiten: Der Heilige, gesegnet sei Er, die Tora und Israel." Die Jüdische Seele verbindet sich zu ihrem Schöpfer durch das Studieren und Beachten seiner Tora. Das Dreieck stellt die Verbindung zwischen diesen drei Entitäten dar.
Alle drei Einheiten bestehen aus einer inneren, verborgenen Dimension (Pnimiut) und einer äußerlichen, offenbaren Dimension (Chizoniut). So besteht auch die Tora aus der exoterischen Lehre (das Grundverständnis der Tora, der Talmud, die Halacha etc.) und der esoterischen Lehre (die Kabbala). G-ttes "sichtbare" Energie durchdringt und versorgt die Existenz aller Welten, doch Sein Wesen bleibt verborgen und übersteigt die Schöpfung. Ähnlich enthält auch die Seele als ein Teil von G-tt eine äußere offenbare Seite, die den Körper belebt und durch ihn zum Ausdruck kommt, - und eine verborgene wesentliche Seite, die den Körper übersteigt.
Das doppelte Dreieck des Davidsterns symbolisiert diese Verbindung der beiden Dimensionen der Beziehung zwischen G-tt, der Tora und dem Volk Israel: Die offenbare Ebene der Seele verbindet sich mit der äußeren konkreten Offenbarung G-ttes durch Studieren und Umsetzen der esoterischen Tora-Teile. Die verborgene Ebene der Seele verbindet sich mit dem inneren Wesen G-ttes durch Studieren und einem gemäß den Lehren der Kabbala geführten Leben.
Eine weitere Erklärung:
Die Kabbala lehrt uns, dass G-tt die Welt mit sieben spirituellen Bausteinen erschuf, – Seinen sieben emotionalen Eigenschaften. Dementsprechend ist die gesamte Schöpfung eine Wiederspiegelung dieser sieben Grundeigenschaften.
Diese lauten: Chesed (Güte), Gewura (Strenge), Tiferet (Harmonie), Nezach (Beharrlichkeit), Hod (Pracht), Jessod (Grundlage) und Malchut (Königtum).
Diese Eigenschaften werden in drei Spalten geteilt: rechts, Mitte, links:
Gewura |
Tiferet |
Chesed |
Hod |
Jessod |
Nezach |
|
Malchut |
|
Chesed ist die Eigenschaft, grenzenloses Wohlwollen zu verbreiten. Die Schriften beschreiben uns die Schöpfung selbst als einen Akt der Güte: "Eine Welt von Chesed (Güte) wird erschaffen werden." Chesed wird auch Gedula (Großmütigkeit) genannt, denn das Leben entspringt der G-ttlichen Menschenliebe in unbegrenzter Vielfalt an Welten und Geschöpfen. Wir lernen von Abraham, dass es die Natur des Wohlwollenden ist, Gutes zu tun. Abraham verkörpert diese Eigenschaft, - symbolisiert durch sein Zelt, das nach allen Seiten offen jedem die wärmste Gastfreundlichkeit anbot.
Gewura hingegen ist die Eigenschaft der Zügelung: Sie hat die Macht und die Fähigkeit zur Einschränkung, auch um in eine bestimmte Richtung zu steuern. Im Akt der Schöpfung verbirgt Gewura die aktivierende, - eine die Geschöpfe belebte Kraft. Das ermöglicht ihnen ihre Existenz als konkrete Einheit, und verhindert, sich in ihrer Quelle zu verlieren. Bei den Patriarchen repräsentiert Jizchak diese Eigenschaft in Form seiner kompromisslosen Selbstdisziplin. Sie gelangt zu ihrem Höhepunkt, als er Abraham bittet, ihn bei der Akeda (Opferung Jizchaks) festzubinden, damit keine reflexbedingte Bewegung sein Opfer ungültig machen würde. Gevurah wird auch Din (Gesetz) genannt. Es verlangt, dass Chesed gerecht an die Empfänger verteilt wird. Ohne Gewura hätte Chesed keine Grenzen und die Welt könnte nicht bestehen. Doch ohne Chesed könnten die Geschöpfe infolge der Strenge eines strikten Urteils nicht fortbestehen. Daher arbeiten beide Eigenschaften über eine vermittelnde Eigenschaft, nämlich Tiferet, zusammen. Tiferet vermischt Chesed und Gewura zu harmonischen und prachtvollen Resultaten. Bei uns Menschen heißt diese Eigenschaft Rachamim (Mitgefühl): Wir verzichten auf die Bestrafung eines Menschen, wenn dieser sich auch ohne Strafe bessern will und somit den Zweck der Strafe bereits erreicht. Tiferet wird mit Emet (Wahrheit) verglichen, weil genau diese Kombination G-ttes Willen entspricht. Tiferet wird durch den Patriarchen Jaakow dargestellt, dessen Ausgewogenheit zwischen Chesed und Gewura 12 gerechte Söhne zeugte, die zu Stammesvätern wurden.
Nezach bedeutet Ewigkeit und enthält die Wurzeln des Wortes lenazeach (überwinden, besiegen, erobern). Indem wir unsere Mitmenschen in Fülle beschenken, erobern wir man ihre Herzen. Daher ist Nezach eine Erweiterung von Chesed. Die Kabbalisten verbinden die Eigenschaft Nezach mit Mosche Rabbenu (Moses), der hingebungsvoll und mit größter Ausdauer aus den Kindern Israels ein Tora-lernendes Volk formte, das bis in alle Ewigkeit weiterbestehen würde.
Hod hingegen ist eine Erweiterung von Gewura und deutet auf eine Unterwerfung gegenüber einer höheren Macht und einer erhabeneren Wirklichkeit hin. Die Eigenschaft Hod wird durch Aharon dem Kohen (Priester) dargestellt: Die Arbeit des Höhepriesters verlangt die größte Selbstdisziplin: Bereits ein einziger unangebrachter Gedanke am Jom Kippur könnte den Tod des Kohen bedeuten. Er nutzte seine besondere Eigenschaft zum Friedenstiften, um die Menschen in eine gehobenere Wirklichkeit zu führen. Von Hod stammt auch das Wort Hodaah, was gleichermaßen Dank und Eingeständnis bedeutet. Denn unser Dank ist auch Bekenntnis, es nur mit Hilfe des Anderen geschafft zu haben.
Jessod ist eine Erweiterung von Tiferet und soll das ideale Gleichgewicht zwischen Nezach und Hod herstellen. Daneben erfüllt Jessod die Aufgabe, alle obigen Eigenschaften zu Malchut zu führen, die dann das Endprodukt von Licht und Lebenskraft in diesen Eigenschaften zusammenbringt. Jessod wird mit dem Begriff "Zadik" (Heiliger) in Verbindung gebracht, wie uns König Salomons Sprüche lehren: "Ein Heiliger ist die Grundlage dieser Welt" (Buch der Sprüche 10:25). Der Zadik motiviert die Menschheit, G-tt zu suchen, und bahnt den Weg, damit G-ttes Güte die Menschen erreichen kann. Jessod wird durch Josef, dem Zadik, dargestellt, durch dessen weise Organisation Ägypten und seine Nachbarn in sieben Hungerjahren ernährt werden konnten. Im Menschen wird der Kanal zwischen diesen Eigenschaften durch die reproduktiven Organe des Mannes repräsentiert, die diese zur Malchut (Frau) weiterleiten. Auch hier wird Josef gerühmt, weil er nicht auf das Angebot der Frau seines Chefs einging, - und somit von dem, was ihm nicht gehörte, profitieren wollte.
Malchut ist der Empfänger aller Eigenschaften und charakterisiert sich daher durch eine sehr weibliche Beschaffenheit. Die Kabbalisten vergleichen Malchut mit dem Mond, der ohne eigenes Licht, das Licht der Sonne als eine eigenständige Einheit wiederspiegelt. Die Eigenschaft Malchut wird durch König David repräsentiert, der verschiedene "Zutaten" erhielt, und diese in ein völlig neues Endprodukt umwandelte, das seine Basis überstieg und zu bessern vermochte. Er hat auf unglaublichste Art aus negativsten Ereignissen, die einen Menschen heimsuchen können, die wunderbarsten Psalmen geschrieben, deren Lesen bis zum heutigen Tag Wunder vollbringen kann. Deshalb wird dieses Symbol nach ihm, König David, benannt.
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