Frage?
Es fällt mir schwer, mich für Chanukka zu begeistern. Soweit ich das sehen kann, war das Ganze eher ein großer Unglücksfall. Es handelt sich hier um das Zusammentreffen von zwei sehr reichen Kulturen mit so viel, das sie teilen könnten, so viel, das sie gemeinsam der Welt beitragen könnten, so viel Synergie, die sich entwickeln könnte. Doch anstatt dessen bekämpften sich die Extremisten beider Seiten auf dem Schlachtfeld.
Ich kann das nicht verstehen. Die Griechen waren doch Universalisten. Sie waren nach allen Seiten offen für neue Ideen. Sie verbreiteten Wissen und Verständnis rund ums Mittelmeer. Das wäre doch eine Gelegenheit gewesen, der ganzen Welt jüdische Ethik zu lehren. Warum konnten diese makkabäischen Fanatiker nicht einfach einen Kompromiss ausarbeiten?
Die kurze Antwort!
Eigentlich war es das Beste, was den Griechen passieren konnte: Es gab im Gegensatz zu ihren Behauptungen doch etwas, das sie nicht tolerieren konnten, wie z.B. der Patient, der erstmals beim Masseur herausfindet, dass eine ihm vorher noch nie aufgefallene Körperstelle beim Berühren schmerzt.
Auch für die Juden war das Zusammentreffen mit den Griechen eine Herausforderung: Die von G-tt festgelegten Grenzen wurden plötzlich klar, so dass Seine Richtlinien das Überleben der Tora bis heute sicherten.
Die lange Antwort!
Sie haben Recht: Die Chanukka-Geschichte passt überhaupt nicht zum Charakter der Alten Griechen, denn diese haben niemals andere Kulturen unterdrückt oder verboten. Jede neue Kultur ist durch Götter und Rituale gekennzeichnet, die von den Griechen normalerweise "mit offenen Armen empfangen" wurden. Die Griechen waren große Synkretisten, die alle ihn bekannten Kulturen zu einem großen Potpourri zusammen fassten.
So what on earth did they have against the Jews?
Sicher gab es gewisse politische Machtspiele als vorgeblichen Gründe für diesen Konflikt. Doch offensichtlich hatte die Auseinandersetzung tiefgründigere Ursachen: Ein gewisser unterschwelliger Verdruss, der bei den Griechen das Schlimmste zum Vorschein brachte, so dass den Makkabäern nur noch ein Sich-Auflehnen gegen ihre Unterdrücker blieb. Scheinbar gab es im jüdischen Gedankengut etwas nicht in die griechische Kultur Integrierbares!
Betrachten wir es einmal aus jüdischer Sicht: Auch die Juden haben immer wieder Elemente aus jenen Kulturen übernommen, die sie zu einer gegebenen Zeit gerade umkreisten. Was die Großmutter auch uns erzählt haben mag, - Abraham bestrich seinen gefillten Fisch nicht mit Chrein und er sprach übrigens auch kein Jiddisch. Diejenige Kultur, von der wir mehr als von allen anderen übernommen haben, war das Griechenland der Antike. Der Talmud besagt, dass die einzige Sprache, die eine Tora-Übersetzung auf elegante Weise ermöglichte, das Griechisch war. Es war demnach eine schöne Sprache! Von allen Völkern standen die Griechen uns Juden kulturell am nächsten. Viele ihrer Philosophen werden vom Talmud hoch gelobt. Maimonides schrieb, dass Aristoteles fast das intellektuelle Potential dazu gehabt hätte, Prophet zu werden. Das Buch "Seder Hadorot", ein klassisches Buch aus der jüdischen Literatur, behauptet, dass Aristoteles in Wirklichkeit ein Jude war.
Daher ist es noch viel verwunderlicher, warum sich dieser Zusammenprall ereignete. Warum war es nicht möglich, zwischen den Juden und den hellenistischen Besetzern einen Kompromiss zu finden, - und was hat es mit uns zu tun?
Wir müssen uns mit dieser Geschichte zu befassen, weil Chanukka bis zum heutigen Tag andauert. Unsere "westliche Gesellschaft" ist eine merkwürdige Transplantation jener beiden Kulturen, der Hellenistischen und der Jüdischen. Aber wieso bestehen beide in unserer Gesellschaft nebeneinander, wo doch dieser Konflikt noch immer - und zwar schon sehr lange - andauert?
Frontalaufprall – und was dahinter steht
Hier ist der schon 2500 Jahre andauernde Dialog, - das Gespräch, dass jedes Mal zustande kommt, wenn sich der griechische mit dem jüdischen Kopf zu verständigen sucht, und das sich irgendwo tief in den Gedanken des jüdischen Denkers abspielt:
Grieche: Herr Makkabäer, erzählen sie uns von Ihren Göttern.
Jude: Sie sollten den Singular benutzen.
Grieche: Gut, dann erzählen sie eben mir von ihren Göttern.
Jude: G-tt ist singulär; es gibt nur einen G-tt.
Grieche: Kein Problem. Wir haben so viele Götter, wir können sicher ein paar abgeben.
Jude: Danke, das wird nicht nötig sein. Einer ist genug.
Grieche: Wie sieht dieser eine G-tt denn aus? Wir könnten euch mit ein paar Statuen aushelfen, nachdem euer unterentwickeltes Volk noch keine Fabrikation dafür entwickelt hat.
Jude: Das würde nichts nützen, denn Er hat kein Aussehen.
Grieche: Kein Aussehen, also sie meinen er ist abstrakt. Wir können auch dabei helfen.
Jude: Nein. Er hat überhaupt kein Aussehen. Wir können Ihn nicht sehen.
Grieche: Unsichtbar? Dann nehmen wir Glas. Trotzdem müssen sie Ihn beschreiben.
Jude: Er kann nicht beschrieben werden.
Grieche: Meinen sie, dass Ihn noch nie einer gesehen hat? Wie können sie einen G-tt verehren, von dem sie nicht einmal wissen, wie Er aussieht und ob es Ihn gibt?
Jude: Es ist nicht so, dass wir nicht wissen, wie Er aussieht, sondern Er hat gar kein Aussehen.
Grieche: Bedaure, wenn Er keinen bildlichen Ausdruck hat, können wir kein Marmorbild von Ihm machen. Aber wir könnten ein Buch über Ihn schreiben. Geben Sie mir ein paar Eigenschaften, die Ihn definieren und wir werden anhand...
Jude: Unser G-tt kann nicht definiert werden.
Grieche: Ich bitte sie, alles hat eine Definition, ansonsten ist es keine Sache.
Jude: Doch G-tt ist keine Sache, Er erschafft Sachen, aber Er selbst ist keine Sache.
Grieche: In diesem Fall ist Er das Kosmische Bewusstsein, das alle Formen ausdenkt und aus der ursprünglichen Masse gestaltet.
Jude: Er formt sie nicht nur sondern Er erschafft sie aus dem Nichts.
Grieche: Das geht nicht, etwas aus nichts zu erschaffen. Es bedarf dazu einer Materie.
Jude: Doch es gab keine Materie vor der Schöpfung.
Grieche: Es gab schon immer Materie. Wie sonst hätte das Kosmische Bewusstsein irgendetwas formen können?
Jude: Aus dem Nichts heraus.
Grieche: Ihr Juden denkt nicht sehr ordentlich, aber das ist nicht so schlimm. Wir haben schon viele primitive Kulturen erobert. Ihr werdet es schon noch lernen. In diesem Fall gehört ihr also dem Kult des Kosmischen Bewusstseins an.
Jude: Nein, Er ist viel mehr als nur "das Kosmische Bewusstsein".
Grieche: Aber es gibt nichts Höheres als das Kosmische Bewusstsein.
Jude: Aber nicht bei Ihm. Denn selbst wenn Er keine Welt erschaffen hätte, wäre Er immer noch G-tt. Daher ist „nicht Er derjenige, der die Welt erschaffen hat" und nichts weiter. Er braucht keine Welt um zu existieren.
Grieche: Sicher braucht Er eine Welt! Warum gäbe es sonst eine Welt, wenn sie nicht gebraucht würde und geben müsste? Die Welt ist rational und auch das kosmische Bewusstsein - und genau darum geht es: Um die Rationalität, die höchste und perfekteste aller Eigenschaften! Wir Griechen werden euch schon belehren. Dann erzählen sie mir doch von ihren Ritualen. Wir Griechen lieben Rituale besonders, wenn sie mit Weintrinken in Zusammenhang stehen.
Jude: Wir machen Kiddusch am Freitag Abend, um der Schöpfung der Welt aus dem Nichts heraus zu gedenken.
Grieche: Das können sie ja jetzt abschaffen, nachdem ich erklärte, dass Schöpfung aus dem Nichts heraus keinen Sinn ergibt.
Jude: Wir essen Fleisch und Milch getrennt.
Grieche: Warum denn das?
Jude: G-tt hat das so angeordnet und braucht sich vor uns nicht zu rechtfertigen. Es geschah aus demselben Grund, aus dem Er die Welt erschaffen hat, - nämlich, weil Er es so wollte.
Grieche: Das ist kein Grund.
Jude: Sicher ist das ein Grund! Er wollte eine Welt, in der es Milch und Fleisch gibt, und sagte Seinem Volk, Milch und Fleisch nicht zusammenzumischen und sie hörten auf Ihn.
Grieche: Das ergibt doch keinen Sinn!
Jude: "Sinn" oder, wie sie es nennen, "Rationalität" ist nur eine Seiner Schöpfungen.
Grieche: Rationalität ist das Äußerste! Es gibt nichts höheres als Rationalität!
Jude: Gut, dann versuchen sie mir die Welt zu erklären, warum sie so ist, wie sie ist? Warum ist eins plus eins gleich zwei? Warum ist das Quadrat der Länge der Hypotenuse gleich dem Quadrat der Längen der beiden gegenüber liegenden Seiten? Warum treffen sich parallel zueinander stehende Linien nie?
Grieche: Wegen der geometrischen Regeln.
Jude: Warum ist das "Kosmische Bewusstsein", wie sie es nennen, verpflichtet, eure Regeln der Geometrie zu befolgen?
Grieche: Das sind nicht unsere Regeln! Das sind selbstverständliche Wahrheiten der Natur.
Jude: Warum ausgerechnet diese Wahrheiten und nicht andere?
Grieche: Ihr Juden seid so hartnäckig! Seht ihr denn nicht, dass es die eleganteste und rationellste Art und Weise zum ordnen aller Dinge ist?
Jude: Der Ewige könnte diese Regeln und auch jedes andere Naturgesetz ohne weiteres brechen und eine Welt erschaffen, in der parallele Linien einander treffen.
Grieche: Naturgesetze sind nicht wie die Gesetze des Staates zu brechen. Sie sind absolut! Sie sind perfekt! Sie sind der Boden der Wirklichkeit, Sie gibt es, weil es so sein muss.
Jude: Nichts muss gezwungenermaßen so sein. Nichts ist unanfechtbar außer der Quelle allen Seins. Und Er mag sein was auch immer Er will.
Grieche: Geometrie ist unwiderlegbar. Das Prinzip von Ursache und Wirkung ist unwiderlegbar. Wenn A = B dann ist B = A. Das ist absolute Wahrheit und muss so sein.
Jude: Warum?
Grieche: Wenn dies nicht so sein muss, dann haben ihre und auch meine Existenz keinen wesentlichen Inhalt! Und das kann nicht sein!
Jude: Doch es kann sein, - ich versuche es doch gerade zu erklären: Diese Welt hat keinen wesentlichen Inhalt. Ihre ganze Existenz hängt vom Willen des Schöpfers ab, der die einzige wahre Existenz ist.
Grieche: Das ist doch verrückt! Ihr Juden seid eine öffentliche Gefahr!
Die Griechen verboten nicht das Ausüben sämtlicher jüdischen Rituale, sondern nur die von ihnen als irrational betrachteten: Jene religiösen Praktiken, die von den Juden einzig aufgrund ihres Glaubens ausgeübt wurden, weil sie eine Verbindung zu jemandem schafft, der erhabener als die Rationalität ist... und das konnten die Griechen nicht dulden!
Inzwischen wissen wir, dass sich zwei parallele Linien im Unendlichen schneiden. Das Prinzip von Ursache und Wirkung wurde aus der Quantenphysik hinausgeworfen, und herausgefunden, dass die Welt einen Anfang hat. Und das ist noch gar nichts, weil die Summe aller Strahlungsenergie minus der Masse des ganzen Universums gleich Null ergibt. Ein Grossteil der Menschheit meint, das gewisse Phänomene in der Welt so sind, wie sie sind, ohne dass es einen zwingenden Grund dafür gibt. Nichts muss sein, wie es ist. Warum ziehen sich gewisse Massen gegenseitig an? Warum ist Gras grün und der Himmel blau? Warum gibt es überhaupt eine Welt? Es braucht keinen rationellen Grund, denn die Wirklichkeit dieser Welt basiert nicht auf Rationalität. Warum sollte es absurd sein, uns mit der Basis aller Realitäten durch das Ausführen der Mizwot (Gebote) in Verbindung zu setzen, die sich ebenfalls jenseits jeglicher Rationalität befindet?
Geist unter Materie
Trotzdem geht der Kampf weiter. Der griechische Verstand pflegte, abgesehen von seiner Verehrung des menschlichen Intellekts, auch ein großer Synkretist zu sein, der sich durch seine Fähigkeit, eine große Auswahl an verschiedenen Kulturen in seine eigene Kultur zu integrieren, auszeichnete. So waren die Griechen problemlos im Stande, die unvereinbarsten Ideologien zusammenzuschmieden.
Diese beiden Charaktereigenschaften gehen Hand in Hand: Wenn es nichts Höheres als den Intellekt gibt, dann kann dieser Intellekt von niemanden mehr gelenkt werden. So würde selbst die grausamste Tat geduldet, solange sie intellektuell zu rechtfertigen ist. Bekanntlich gab es unter den griechischen Soldaten Sitten, die selbst nach rein menschlicher Ethik von einer rational denkenden Bevölkerung nicht hätten toleriert werden sollen, - aber trotzdem nicht missbilligt wurden.
Nur Gebote - angeordnet von der Weisheit eines G-ttlichen Willen jenseits jeglicher Rationalität - können das Überleben der menschlichen Moral sichern. Ohne das Anerkennen eines G-ttlichen Willen kann ausnahmslos jede Tat einen Sinn ergeben. Kann ein gewisses System der Logik eine Idee nicht unterstützen, so sollten wir das Postulat ändern und alles nochmals überdenken. Solange der Mensch selbst bestimmt, welche Annahmen er akzeptiert, ergibt alles einen Sinn. Jede Gesellschaften bringt ihre Philosophen hervor, die Denkbares und Undenkbares rechtfertigten, vom Kolosseum bis zu den Gaskammern.
Der in die materielle Welt investierte Intellekt kann zu großem technologischen Fortschritt führen. Verbinden sich jedoch Intellekt und Materialismus und schließen dabei jegliche Anerkennung eines G-ttlichen Willen aus, so geraten wir in eine bodenlose Treibsandgrube, so wie es z.B. in Russland unter Stalin und in Deutschland unter Hitler - möge ihr Andenken für immer ausgelöscht werden - der Fall war.
But it also has some nefarious consequences. Because when you marry intellect and materialism (a good description of Stalin's Russia and Hitler's Germany), you've entered a bottomless pit of quicksand.
Which brings us to a fascinating point. The Lubavitcher Rebbe points out that in Hebrew, the name for ancient Greece, Yavan, has another meaning: quicksand (as in Psalms 40:3 and Talmud, Eruvin 19a). Water mixes with sand, dirt and clay. You step in it and you can't get out. The more you try to climb up, the further down you go.
Take a look at the letters that spell Yavan in Hebrew: יון . It starts with a small point of a yud — representing wisdom. That stretches down to become a vav. And the vav stretches even further down, below the line, to become a long nun. It's all a description of the process of intellect sinking into the material world and, with nothing to hold it in place, sinking further and further.
A Donkey and an Ox
Today, we have those syncretists who wish to marry materialism with Torah. And nothing is less congruous than that.
Materialism is the ultimate of Greece stuck in the mud. It is the idea that all that exists is that which can be observed, described and explained. Evolutionism, for example, is a materialistic explanation of existence. When people became disillusioned with the church and with faith, they needed an explanation of existence that relied on Chance and Necessity alone, without recourse to G‑d. Darwinism and current cosmologies provide just that. So do the standard interpretations of history we are taught today.
Torah is an understanding that behind the world lies a Divine Will, unhampered by the limitations of nature or human logic — because it is the source of all this. Why are there laws of nature? Because G‑d generally chooses to work in consistent ways. Why did history unfold the way it did? Because that is all in G‑d's plan.
When someone tries to provide a materialistic explanation for Torah and mitzvot, they are creating a Promethean bed, killing all sense of Torah in the process. So too, attempting to resolve conflicts between evolutionary doctrines and Torah makes less sense than marrying a donkey to an ox.
Yes, we try to understand as much as we can. The Torah commands us to think deeply, to immerse our intellects in study and comprehension. Whatever we can fit into intellect, we must strive to do so. Whatever explanation we can give, we must give it. But always with the sense that with every new grain of understanding, we have expanded the seashore of the Infinite Unknowable.
We can have a thousand reasons for not mixing meat and milk, but when it comes down to it, we do it because that is our personal connection with the Divine Will, the Life of All Things. And that is the victory of Chanukah.
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