Der Talmud sagt: "Kommt [der Monat] Aw herein, vermindern wir die Freude."

Die ersten neun Tage des Monats Aw, die im Fasten des 9. Aw, als beide Tempel zerstört wurden, gipfeln, sind die schwärzesten Tage des jüdischen Kalenders. An diesen Tagen nationaler Trauer sinnen wir über die fast 2000-jährige Galut (Exil) unseres Volkes, - über seine physische und geistige Verstellung.

Festlichkeiten sind in diesen Tagen unangebracht. Und doch ist eine „Gasse der Freude“ erlaubt, - nämlich jene Freude, die uns G-ttes Gebote bereiten, weil sie mit der Ausführung einer Mizwa in Verbindung steht. In der Tat setzt das Feiern gewisser Mizwot die kummervolle Natur dieser Tage außer Kraft und schreit für eine Seudat Mizwa – eine feierliche Mizwa-Mahlzeit, in deren Ablauf die aktuellen Bräuche der Trauer gelockert werden.

Einer dieser fröhlichen Anlässe ist die Teilnahme am Sijum (Abschluss) eines Traktates des Talmuds, was sowohl eine Mizwa, als auch eine akademische Leistung und somit auch ein Grund zum Feiern ist.

Der Lubawitscher Rebbe sel. A. sprach von der Notwendigkeit, diese Tage der Dunkelheit mit einem Lichtstrahl zu erhellenDer Lubawitscher Rebbe sel. A. sprach von der Notwendigkeit, diese Tage der Dunkelheit mit einem Lichtstrahl zu erhellen, indem wir täglich während jener neun Tage an einem Sijum teilnehmen. Der Rebbe bat seine Getreuen, möglichst viele Leute durch öffentliche Abschlussfeiern und Radiosendungen am Sijumim, - jenen freudigen Ereignissen - teilhaben zu lassen. Radio-, Fernseh- und Webübertragungen vermehren die Freude tausendfach, da auch denjenigen, die sich in weiter Entfernung befinden, die Teilnahme ermöglicht wird.

Obwohl diese Tage ein Exil voller Verfolgungen und spiritueller Entfremdung ankündigten, glauben wir fest daran, dass alles zu unserem Besten ist. Beim Kommen des Moschiachs werden wir verstehen, dass alle Leiden notwendig waren, um schließlich das höchste Gut zu erreichen. Dann wandeln sich diese sorgenvollen Tage in Tage der Freude, - und die Freude eines Sijums zu teilen, beschleunigt die Ankunft des Tages, an dem die ganze Welt diese Tage feiern wird.

Die Weisen sagen, dass die Zerstörung des Tempels hauptsächlich im Mangel an Liebe und Harmonie unter den Juden begründet war. Unsere Freude für einen anderen Juden, der das Traktat-Lernen vervollständigt hat, ist eine Äußerung jüdischer Einigkeit. Das macht die Ursachen für die missliche Lage rückgängig und beendet sie gleichzeitig.

In seinen späteren Jahren bat der Rebbe, die Sijumim bis zum 15. Aw weiterzuführen, – bis zu jenem Festtag, an dem wir nach dem 9. Aw "Konjunkturaufschwung" feiern.


Viele Jahre organisierte das „Nationale Komitee für die Förderung Jüdischer Erziehung NCFJE" Sijumim im New Yorker Rundfunk. Die Initiative wurde von dem am 15. Aw 5750 (1990) verstorbenen Rabbiner Y. Y. Hecht geleitet.