Frage?
Rabbi, Sie geben Orientierungshilfen in Romantik?
Ich befinde mich in einer festen Beziehung mit einem großartigen Mann. Wir sind nun schon eine Weile zusammen und ich glaube, dass er der Richtige für mich ist. Er möchte heiraten und wird mit mir schon ungeduldig. Aber ich bin mir nicht sicher. Irgendwas hält mich zurück und ich kann nicht sagen, was es ist. Manchmal frage ich mich, woher die Zweifel kommen, wenn er doch mein Seelepartner ist. Ich möchte ihn nicht verletzen, weiß aber einfach nicht, was zu tun ist. Können Sie mir irgendwelche Tipps geben?
Antwort!
Ihren Seelenverwandten zu finden ist genauso schwer, wie ihre eigene Seele. Es ist sehr wichtig, einen Berater, Rabbiner oder Mentor um Rat zu fragen. Ich kann Ihnen zwar nicht sagen, ob Ihr Freund auch Ihr Seelenverwandtner ist, denn noch gibt’s dafür keinen magischen Test. Aber G-tt weiß es, und deshalb sollten Sie um Beistand beten. Alles, was ich tun kann, ist Ihnen zu helfen, durch ein wenig Klarheit die Antwort selbst zu finden.
Da Sie etwas zurückhält, sollten Sie sich die Frage stellen: „Liegt das Problem bei mir, bei ihm oder in unser Beziehung?“
Vielleicht ist er ja wirklich Ihr Seelenverwandter, aber etwas in Ihnen lässt Sie zögern: Haben Sie Angst vor der Verpflichtung, oder vor erneuten Verletzungen? Sind sie ohne das Vorbild einer guten Ehe aufgewachsen, und haben nun Angst, es könnte sich wiederholen? Möglicherweise ist er der Richtige für Sie: Aber eben diese Angst hindert Sie, in ihm den Seelenverwandten zu erkennen. Nie stellt sich „die Angst“ mit ihrem richtigen Namen vor, sondern sie verkleidet sich in sehr vernünftige Erklärungen, wie z.B. „Ich bin noch nicht bereit zu heiraten“, „Er ist nicht mein Traumtyp“, „Ich möchte zuerst Karriere machen“. Wenn das eigentliche Problem, nämlich Angst, Ihr einziges Problem ist, dann müssen Sie sich öffnen.
Vielleicht ist er das Problem. Niemand ist perfekt. So kann er Eigenheiten haben, die Sie nicht mögen, aber im Laufe der Zeit zu übersehen lernten. Sind es kleine Probleme, z.B. wie liederlich er seine Schuhe abstellt, wie schlecht er Tennis spielt? Das sollten Sie ihm verzeihen. Oder sind es gravierende Probleme, z.B. wie er auftritt, wie er sein Temperament beherrscht, wie er mit anderen Menschen umgeht? In der Ehe, - leider auch manchmal in der Liebe – übersehen wir die Fehler des Partners. Da wir ihn wohl nicht mehr ändern werden, ist es in der Ehe großartig, ein Auge zuzudrücken. In der Kennlernphase aber ist es gefährlich. Mit störenden Eigenschaften seiner Persönlichkeit werden Sie später nicht zurechtkommen! Wenn Sie das erkannt haben und er somit das Problem ist, sollten Sie schnellstens die Beziehung beenden.
Aber vielleicht ist er ein toller Typ mit nur geringen Fehlern, und das Problem liegt nicht an ihm oder an Ihnen, sondern an beiden zusammen. Zwar sind Sie beide jeder für sich fantastisch, aber Ihre Beziehung ist es nicht. Fragen Sie sich: „Kommunizieren Sie gut miteinander?“ „Verstehen Sie jeweils auch die Gefühle des anderen?“ „Teilen Sie beide die ähnlichen Werte und Überzeugungen?“ „Respektieren Sie sich gegenseitig?“ „Haben Sie die gleichen Vorstellungen vom Leben?“ „Sind Sie beide bereit, die Bedürfnisse des anderen vor Ihre eigenen zu stellen?“
Vielleicht stellen Sie fest, dass Sie zwar einige Dinge gemeinsam haben, aber nicht gemeinsam leben können. Oder an der Beziehung muss noch gearbeitet werden. Dies gelingt nicht nur mit besserer Kommunikation, sondern auch mit dem Wissen, welche die jeweils anderen Werte und Prioritäten sind. Ich habe Paare gesehen, die schon Jahre zusammenlebten, aber nie wirklich über Werte diskutiert haben. Es klingt nicht sehr romantisch, aber fragen Sie sich selbst: „Würde mein Partner die fünf wichtigsten Dinge im Leben aufzählen können, die ich im Sinn habe? Wäre ich mit seinen Antworten einverstanden?“
Vielleicht benötigen Sie mehr Zeit, weil es eine Kombination von Problemen und Komplikationen sein kann. Stellen Sie fest, wo das Hauptproblem liegt, - und Sie haben Ihre Antwort.
Liegt es an ihm, – gibt es Dinge, die er nie ändern wird und mit denen Sie nicht leben können, – schreiten Sie voran im Leben.
Liegt es an Ihnen beiden, – Sie finden keine Verbindung, – dann braucht Ihre Beziehung mehr Aufmerksamkeit, um sich zu entfalten.
Liegt aber das Problem nicht an ihm und nicht an Ihrer Beziehung, sondern an Ihnen, – Ihren Ängsten und Erfahrungen aus der Vergangenheit, – dann sollten Sie sich davon befreien. Werfen Sie die Ängste und Erfahrungen über Bord! Sie werden sich erleichtert fühlen. Sie werden nicht nur in der Lage sein, zu lieben, sondern auch Ihren Seelenverwandten zu finden ... und auch Ihre eigne Seele.
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