An den ersten beiden Abenden von Pessach leiten wir einen Seder - ein festliches und feierliches Ereignis. An einem Tisch, königlich geschmückt mit unserem besten Kristall und Silber und den feinsten koscheren Weinen, erleben wir erneut den Auszug aus Ägypten in alten Zeiten. Wir beten auch für die schnelle Erlösung in unseren Tagen. In den Fusstapfen unserer Vorväter.

Am Seder ist es so, als ob jeder Einzelne aus Ägypten zieht. Wir beginnen mit unseren Vorfahren Abraham, Jizchak und Jakob; wir sind mit unserem Volk, wenn es ins Exil geht und grausame Unterdrückung und Verfolgung erleidet. Wir sind mit ihm, wenn G-tt die zehn Plagen schickt, um den Pharao und seine Nation zu bestrafen, wir sind mit unserem Volk, wenn es Ägypten verlässt und wenn es das Rote Meer überquert. Und wir sind Zeugen der wundervollen Hand G-ttes, die das Meer teilt, so dass die Israeliten hindurch können, und wie dann das Meer über die ägyptischen Legionen hereinbricht.

Die Kaira - Die Seder-Platte

Drei Mazzot werden auf dem Tisch vorbereitet, eine über der anderen. Sie sind symbolisch für die drei Arten von Juden: Kohen, Levi und Israel. Sie erinnern auch an die drei Mass feinen Getreides, das Abraham Sara geheissen hatte in die Mazzot einzubacken, als die drei Engel sie besuchten. Und wenn wir später von der mittleren Mazza brechen, haben wir immer noch zwei ganze Laiber übrig für 'Lechem Mischne' wie an jedem Schabbat und allen Feiertagen.

Auf ein Tuch, das über den Mazzot gebreitet ist, oder auf einer Platte, sind folgende Dinge plaziert:
Sroa - der gebratene Hühnerhals. (Vorbereitung: Entfernen Sie vom Hals den grössten Teil des Fleisches und braten sie es von allen Seiten. Es ist symbolisch für das Pessach-Opfer im Heiligen Tempel in Jerusalem am Nachmittag vor Pessach.
Beiza - Das hartgekochte Ei. Es ist symbolisch für das Feiertagsopfer, das im Heiligen Tempel als Zusatz zum Pessach-Lamm dargebracht wurde.
Maror - Bittere Kräuter (Vorbereitung: Schälen und reiben Sie rohen Meerrettich und/oder trennen sie die Blätter von Endivien). Es ist ein Symbol für die bitteren Leiden der Juden in Ägypten.
Charoset - Eine Mischung aus gehackten Äpfeln, Birnen, Walnüssen und einer kleinen Menge Wein (roten, wenn möglich). Diese Mischung ähnelt dem Mörtel, der von den Juden benutzt wurde, um Ziegelsteine herzustellen, damals als sie Sklaven in Ägypten waren.
Karpas - gekochte Kartoffel oder rohe Zwiebel.
Chaseret - weitere bittere Kräuter. Wird als 'Maror' im 'Sandwich' später am Seder benutzt.

Kadesch - Die Segnung

Der Seder beginnt mit dem Kiddusch, der die Heiligkeit des Feiertages ausruft. Er wird über ein Glas Wein gesprochen und es ist das erste von vier Gläsern Wein, die wir alle - zurückgelehnt - trinken.

Die vier Gläser Wein

Es gibt zwei Erklärungen für die vier Gläser: Vier Ausdrücke für Freiheit und Befreiung werden in der Tora im Zusammenhang mit der Befreiung aus Ägypten erwähnt (Ex. 6:6,7). Die Kinder Israel hatten, selbst im ägyptischen Exil, vier grosse Verdienste:
Sie änderten ihre hebräischen Namen nicht,
Sie hielten an der hebräischen Sprache fest,
Sie blieben im höchsten Sinne moralisch,
Sie blieben einander gegenüber loyal.

Man verwendet Wein, weil er das Symbol von Freude und Glückseligkeit ist.

Warum wir uns zurücklehnen

Während wir die vier Gläser trinken, ebenso wie fast den gesamten Seder hindurch, lehnen wir uns auf die linke Seite, um zu betonen, dass wir freie Menschen sind. Denn in allen Zeiten durften sich nur freie Menschen während des Essens zurücklehnen.

Urchaz - Reinigung

Wir waschen uns die Hände in der vorgeschriebenen Art wie vor einem Essen, aber ohne den rituellen Segensspruch. Der nächste Schritt im Seder, Karpas, verlangt, dass man die Speise ins Wasser tunkt. So ein Akt verlangt, dass man sich die Hände zur Reinigung vorher wäscht. Dies ist eine der ersten Aktionen, die die Neugier der Kinder wecken soll.

Karpas - der 'Appetitanreger'

Ein kleines Stückchen Zwiebel oder gekochte Kartoffel wird in Salzwasser eingetunkt und gegessen. Vor dem Essen spricht man den Segen über Gemüse. Dieser Akt ist ein Akt der Freude und Freiheit, der weitere Neugier wecken soll. Der vierte hebräische Buchstabe des Wortes 'Karpas' ergibt, wenn man das Wort rückwärts liest, den Zahlenwert der 600 000 Juden in Ägypten (Samech = 60 x 10 000), die gezwungen waren, schwerste körperliche Arbeit auszuführen (die drei anderen Buchstaben ergeben das Wort 'Perech' - harte Arbeit). Das Salzwasser repräsentiert die Tränen unserer Vorfahren in Ägypten.

Jachaz - das Brechen der Mazza

Die mittlere Mazza wird in zwei Teile gebrochen. Der grössere Teil wird beiseite gelegt, um später als Afikoman benutzt zu werden. Diese ungewöhnliche Aktion erregt nicht nur die Aufmerksamkeit des Kindes von neuem, sondern erinnert auch an die Teilung des Roten Meeres mit G-ttes Hilfe, um so einen Weg für die Kinder Israels zu schaffen, damit sie trocken hindurchziehen konnten. Der kleinere Teil der Mazza wird auf die Sederplatte zurückgelegt. Dieser zerbrochene Teil symbolisiert Bescheidenheit und wird später als "Brot der Armut" gegessen.

Maggid - Die Haggada

An dieser Stelle wird der Arme eingeladen, am Seder teilzunehmen. Die Sedertafel wird beiseite geschoben, ein zweiter Becher Wein wird gefüllt. Und nun wird das Kind, das beinahe platzt vor Neugier, die zeitlosen Fragen stellen: "Ma nischtana, halaila hase mikol halailot? - Warum ist diese Nacht anders als die anderen Nächte?" Warum nur Mazza? Warum das Tunken? Warum die bitteren Kräuter? Warum entspannen wir uns, lehnen uns an Kissen, als ob wir Könige wären? Die Fragen des Kindes weisen auf die besondere Mizwa von Pessach hin und auf das "Highlight" der gesamten Sederzeremonie: Die Haggada, die Geschichte vom Exodus aus Ägypten. Die Antwort beinhaltet einen kurzen Überblick, eine Beschreibung der Leiden, die den Israeliten auferlegt waren, eine Liste der Plagen, die über die Ägypter hereinbrachen, und eine Aufzählung der Wunder, die vom Allmächtigen zur Bildung und Erlösung seines Volkes vollbracht wurden.

Rochzo - Waschen vor dem Essen

Nachdem der erste Teil der Haggada mit dem Trinken des zweiten Bechers (angelehnt) beendet wurde, werden die Hände gewaschen - diesmal mit dem üblichen Segen wie vor dem Essen des Brotes.

Mozi Mazza - Essen der Mazza

Indem man die drei Mazzot anhebt, wird der übliche Segen über Brot gesprochen. Dann legt man die untere Mazza wieder auf den Tisch und spricht über die beiden oberen Mazzot den Segen "Al achilas Mazza". Dann breche man mindestens 28 gr. von jeder Mazza und esse beide Stückchen zusammen und zurückgelehnt.

Maror - Die bitteren Kräuter

Nehmen Sie mindestens eine Menge von 21 g bitterer Kräuter. Tunken Sie sie in den Charoset, dann schütteln Sie ein wenig ab und sprechen den Segen "Al Achilas Maror". Essen Sie ohne sich anzulehnen.

Korech - 'Das Sandwich'

Man hält sich an eine Tradition, die von Hillel, einem grossen talmudischen Rabbi, eingeführt wurde, indem man ein Mazza-Sandwich mit Maror isst. Brechen Sie zwei Stück von der unteren Mazza, die zusammen mindestens 28 gr. ausmachen. Dann nehmen Sie wieder 21 gr. Maror und tauchen sie ihn in den Charoset. Dies wird nun zwischen die zwei Mazzastückchen gelegt, dann spricht man: "Keyn asa Hillel..." und man isst das Sandwich angelehnt

Schulchan Orech - Das Festessen

Nun wird das Festessen serviert. Wir beginnen es mit einem hartgekochten Ei, das in Salzwasser getunkt wird. Ein Rabbi wurde gefragt, warum Juden an Pessach Eier essen. 'Weil Eier den Juden symbolisieren', antwortete der Rabbi, je mehr ein Ei gebrannt und gekocht wird, desto härter wird es." Achtung: Der Hühnerhals wird am Seder nicht gegessen.

Zafum - Raus aus dem Versteck

Nach dem Essen wird die versteckte halbe Mazza, die man vorher für den Afikoman weggelegt hatte, als "Nachspeise" gegessen. Sie symbolisiert das Pessachlamm, das man am Ende der Mahlzeit gegessen hatte. Jeder sollte mindestens 42 g der Mazza vor Mitternacht essen, angelehnt natürlich. Nach dem Afikoman trinken wir nichts mehr, ausser den zwei noch ausstehenden Gläsern Wein.

Berach - Segen nach dem Essen

Ein dritter Becher wird gefüllt und der Danksegen gesprochen. Danach spricht man den Segen über den Wein und trinkt den dritten Becher, zurückgelehnt. Nun füllen wir den Becher Elijas und unsere eigenen mit Wein. Wir öffnen die Tür und rezitieren die Passage, die eine Einladung an den Propheten Elija symbolisiert, denn er ist der Vorbote der Ankunft des Maschiach.

Hallel - Lobpreisungen

An dieser Stelle, nachdem wir den Allmächtigen und Seine einzigartige Führung Seine Volkes Israel anerkannt haben, machen wir weiter und singen sein Lob als Herrn des ganzen Universums. Nach dem Hallel sprechen wir wieder den Segen über den Wein und trinken das vierte Glas - zurückgelehnt.

Nirza - Annahme

Nachdem wir den Seder vorschriftsmässig ausgeführt haben, können wir sicher sein, dass alles von dem Allmächtigen wohl angenommen worden ist. Dann sagen wir: 'Leschana Haba'a Bi Jeruschalajim' - Nächstes Jahr in Jerusalem!