Kommt Ihnen dies nur allzu bekannt vor? Sie sitzen am Seder-Tisch und fühlen sich leer. Vielleicht wussten Sie schon, dass diese Veranstaltung eigentlich eine tiefgründige spirituelle Erfahrung sein sollte, eine Befreiung aus persönlicher Versklavung von dem inneren Pharao, der Sie an der Reise zum Berg Sinai hindern will. Aber der einzige Gedanke in Ihrem Kopf ist: „Wann kommt endlich die Hühnersuppe und das Rippchen?“ Gegenüber sitzt Cousin Moisch, der positiv verzückt ist, total hingerissen von den Worten der Haggada – und Sie fühlen sich total ahnungslos.

Bevor Sie nun allerdings verzweifeln, je einen bedeutungsvollen Seder zu haben – nehmen Sie sich die Zeit, folgenden Gedanken zu verdauen (leichter zu verdauen als der ganze Wein und die Mazzot!):

Vor 3.330 Jahren waren die Juden, die in Ägypten um den Seder-Tisch saßen in genau demselben Dilemma wie Sie jetzt!

Man kann mit Sicherheit annehmen, dass der Seder-Tisch in Ägypten nicht von inspirierenden Worten der Tora überflutet gewesen ist.Pessach ist ein Feiertag des Ersten. Es ist das erste der 3 Feste und wird im Nissan begangen, dem ersten Monat des Jahres. Tatsächlich beschreibt Ezekiel den Exodus als Geburt des jüdischen Volkes – das ultimativ erste. Es ist „das Erste“, weil wir vorher nur ein Volk wie jedes anderes waren. Wir waren versunken in der Verdorbenheit und Immoralität der ägyptischen Kultur, spirituell verloren und bestimmt der unglaublichen Wunder während des Exodus nicht wert. Pessach ist Zeugnis G–ttes bemerkenswerter Güte und Seiner intensiven Liebe zu uns und bezeichnet den Anfang unserer spirituellen Reise.

Man kann mit Sicherheit annehmen, dass der Seder-Tisch in Ägypten nicht von inspirierenden Worten der Tora überflutet gewesen ist, stattdessen saßen die Juden am Tisch versammelt und erwarteten das Wunder der Erlösung, das Moses für jene Nacht versprochen hatte. Sie waren keine spirituellen Leute, aber hatten einen tief sitzenden Glauben an G-tt und ein solides Engagement, ihr Leben zu verändern, um auf die geistlich anstrengende Reise zur Gabe der Tora zu gehen.

Jüdische Feiertage unterscheiden sich sehr von säkularen, sie erinnern nicht an etwas, sie sind ein erneutes Erleben der Ereignisse. Dieselbe g-ttliche Offenbarung, die die Wunder der Erlösung in Ägypten verursachte ist auch heute bei jedem Pessachabend zugegen. Auch wir können erlöst wenn, obwohl wir dessen nicht wert sind. Wir müssen unseren Vorfahren nachahmen, unseren Glauben an die bevorstehende Erlösung pflegen und uns dahingehend engagieren, uns zu verändern – so wie es sich für ein Mitglied von G-ttes erwähltem Volke gebührt.

Also erinnern Sie sich das nächste Mal, wenn Sie verloren am Seder-Tisch sitzen daran, dass Sie genau deswegen dort sitzen!