Und jedes Jahr sinkt von der Oberen Chochma ein neues und erneuertes Licht herab, das noch nie das Erez HaEljona erleuchtet hat. Denn das Licht jedes Jahres zieht sich am Vorabend von Rosch HaSchana, „wenn der Mond bedeckt ist“1, zu seiner Quelle zurück. Danach wird durch das Blasen des Widderhorns und durch die Gebete ein neues Oberes Licht, von einer noch höheren Ebene in der Stufe der Oberen Chochma hervorgebracht, um auf das Erez Eljona und seine Bewohner zu leuchten, d.h. auf alle oberen und unteren Welten, die ihre Lebenskraft von ihm erhalten, d.h. vom Licht des gesegneten Ejn Sof und Seiner darin gekleideten Chochma, wie geschrieben steht: „Denn bei Dir ist der Quell des Lebens, durch Dein Licht sehen wir Licht.“2 Dies bezieht sich auf das Licht, das von Oberer Chochma, der Quelle des Lebens, strahlt. (Wie den Kennern der esoterischen Weisheit3 bekannt ist, findet an jedem Rosch HaSchanadie Nesira4 statt, und es erhält neue, höhere Mochin etc.5)
Auf ganz spezifische Weise findet dies jeden Tag statt. Bei jedem Morgengebet werden höhere Mochin hervorgebracht, die nicht die ursprünglichen Mochin, die nach dem Gebet [am Tag zuvor] wichen, sondern höhere sind. Im Allgemeinen findet dies bei der Welt in ihrer Gesamtheit während der 6000 Jahre zu jedem Rosch HaSchana statt.
Und dies ist die Bedeutung des Verses: „Ständig sind die Augen des Ew‑gen, deines G‑ttes, darauf gerichtet“, denn „Augen“ dient als Bezeichnung für den Fluss und die Ausstrahlung des Lichtes der Chochma. Aus diesem Grund werden die Weisen als „Augen der Gemeinde“6 bezeichnet, und „die Luft des Landes Israel macht weise“7. Obwohl diese Ausstrahlung und dieser Fluss ununterbrochen stattfinden, verweilen sie dennoch nicht auf einerlei Rang und Stufe seit dem Beginn der Welt. Vielmehr herrscht jedes Jahr ein neues Oberes Licht; das Licht, das an diesem Rosch HaSchana erneuert leuchtete, zieht sich am Vorabend des kommenden Rosch HaSchana zu seinem Ursprung zurück. Und dies ist die Bedeutung des Verses: „vom Anfang des Jahres bis“ bloß „zum Ende des Jahres“. Und aus diesem Grund ist MeReschit [„vom Anfang“] ohne Alef geschrieben8: Es deutet auf das Weichen des Lichtes, das in der Nacht von Rosch HaSchana bis nach dem Blasen [des Widderhorns] weicht. Dann sinkt ein neues, höheres Licht herab – seit dem Anbeginn der Welt hatte noch nie ein so hohes Licht geleuchtet, und es kleidet und verbirgt sich im Erez HaChajim droben und hienieden, um alle Welten für die Dauer dieses Jahres zu beleben. Seine Offenbarung aus dieser Verborgenheit ist indes von der Tat derer abhängig, die hienieden sind, und von ihren Verdiensten und ihrer Umkehr während der Zehn Tage der Umkehr9. Dies genüge dem Verständigen.