Der Vers: „Meine Sünde ist mir stets gegenwärtig“1 impliziert nicht, dass man stets trübselig, gedemütigt sei, G‑tt behüte2. In späteren Versen steht nämlich geschrieben: „Kannst mich vernehmen lassen Wonne und Freude … …“3‚ „und mit einem willigen Sinn belehne mich … …“4; auch „muss man alle seine Tage in“ hoher „Teschuva verbringen“5, die von mächtiger Freude gekennzeichnet ist, wie oben erwähnt wurde6. Der Ausdruck für „mir gegenwärtig“ ist ausdrücklich Negdi, wie [im Vers]: „So hattest du dich von fern [Mineged] gestellt“7, und: „In einiger Entfernung [Mineged] sollen sie rings um das Stiftszelt lagern.“8 Raschi erklärt [diesen Begriff als] „von ferne“9. Die Absicht [des Verses] besteht also lediglich darin, den Hochmut seines Herzens zu verhindern, dass man demütigen Gemüts vor jedem Menschen sei, denn es wird zur Erinnerung zwischen seinen Augen dienen, dass er gegen G‑tt gesündigt hat.

In der Tat wird, was die Freude betrifft, die Erinnerung an die Sünde besonders wirksam helfen, um mit Freude allen drohenden Geschehnissen zu begegnen, die kommen mögen – sei es vom Himmel oder sei es durch den Menschen, in Wort oder Tat. (Dies ist ein guter Rat um dem Zorn und allen Arten des Grolls zu entgehen etc. pp.) Wie unsere Meister sel. A. sagten: „Die gedemütigt werden, doch ihrerseits nicht demütigen, ihre Beleidigung vernehmen und nicht antworten, die aus Liebe heraus handeln und in ihren Leiden frohlocken etc. pp.“10, und „Wer seine Gefühle übergeht, all dessen Missetaten werden übergangen.“11