Sogar wer niemals eine mit Abtrennung [von der Quelle der Lebenskraft] strafbare Sünde, noch eine mit Tod durch des Himmels Hand strafbare Sünde – wie etwa vergeudeter Samenerguss und Ähnliches – sondern andere, geringfügige Sünden begangen hat, kann durch die Vielzahl der Sünden einen solch schwerwiegenden Makel wie durch ein mit Abtrennung [von der Quelle der Lebenskraft] oder Tod strafbares Verbot verursachen, da [die geringfügigen Sünden] einen Makel im Geist [Neschama] und der g‑ttlichen Seele [Nefesch] verursachen, wie im Beispiel des Makels und der Abtrennung der dünnen Fäden, wie oben erwähnt wurde1. Dies trifft sogar bei der oftmaligen Wiederholung einer einzigen Sünde zu.

Auf diese Weise verglich der Prophet Sünden mit einer Wolke, die das Sonnenlicht verdunkelt, wie geschrieben steht: „Ich habe gelöscht wie dichtes Gewölk deine Missetaten.“2 Dies bezieht sich auf schwerwiegende Sünden, die zwischen dem inneren Aspekt des Stromes des gesegneten Tetragrammatons und der g‑ttlichen Seele (trennen). Dies entspricht der durch dichtes, dunkles Gewölk verursachten Trennung, die zwischen dem Himmel und der Erde mit ihren Bewohnern trennt. „Und wie ein Gewölk deine Sünden“3 – dies sind die geringfügigen Sünden, die der Mensch mit seinen Fersen tritt4, [Sünden,] die bildlich gesprochen wie leichtes und schütteres Gewölk trennen.

Wenn in der Allegorie ein Mensch das durchs Fenster strömende Sonnenlicht mit einer überaus großen Anzahl an feinen und dünnen Vorhängen verdeckt, werden sie wie ein einziger dicker Vorhang und noch mehr verdunkeln. Genau dasselbe gilt für die Entsprechung, für all die Sünden, die der Mensch mit seinen Fersen tritt; und gewiss für solche [Sünden], denen in den Worten unserer Meister sel. A. besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird, da sie wahrlich wie Götzendienst, Unzucht und Blutvergießen sind.

Beispiele dafür sind das absichtliche Übersehen des Bedürftigen5, wie geschrieben steht: „Hüte dich, dass nicht Ruchloses [Belial] in deinem Herzen sei …“6 Der Ausdruck „Belial“ wird für Götzendiener gebraucht etc. pp.7 Oder das Erzählen von etwas, das seinen Nächsten diskreditiert – dies ist die Bösrede, die Götzendienst, Unzucht und Blutvergießen gleichgesetzt wird8. Zürnt man, dient man gewissermaßen Götzen9. Gleiches gilt für jemanden, der Hochmut in sich hat10. Viele solcher Fälle werden im Talmud erwähnt11, und [die Vernachlässigung des] Torastudiums wiegt alles auf12, wie unsere Meister sel. A. sagten: „Der H.g.s.E. erlässt Götzendienst etc. pp.“13

Aus diesem Grund wurde beim Schema-Lesen vor der Nachtruhe angeordnet, die vier Arten der Hinrichtung durch den rabbinischen Gerichtshof auf sich zu nehmen etc. pp.14 Abgesehen davon ist – laut der mystischen Lehre15 – jeder, der den Buchstaben Jud des Tetragrammatons befleckt, gleichsam der Steinigung schuldig; wer den Buchstaben He befleckt, ist gleichsam der Verbrennung schuldig; wer den Buchstaben Waw [befleckt], ist gleichsam des Todes durch das Schwert schuldig; wer das zweite He [befleckt], ist gleichsam des Todes durch den Strick schuldig. Wer das Schema-Lesen vernachlässigt, beeinträchtigt den Buchstaben Jud, [Vernachlässigung der] Tefillin [beeinträchtigt] den [ersten] Buchstaben He, [Vernachlässigung der] Zizit [beeinträchtigt] den Buchstaben Waw, und [Vernachlässigung des] Gebets [beeinträchtigt] den [zweiten] Buchstaben He etc. pp.

Davon kann der verständige Mensch auf andere vorsätzliche Vergehen und Sünden schließen und auf die Vernachlässigung des Torastudiums, das alles aufwiegt.