Richtet also, meine Geliebten, meine Brüder, eure Herzen auf diese Worte, die überaus kurz gefasst sind (und von Angesicht zu Angesicht werde ich sie, so G‑tt will, ausführlich besprechen) – wie in diesen Zeiten, mit dem Kommen des Maschiach1, der hauptsächliche Dienst G‑ttes im Dienst der Mildtätigkeit besteht. Wie unsere Meister sel. A. sagten: „Israel wird ausschließlich durch Mildtätigkeit erlöst werden.“2 Dass das Torastudium [die Ausführung von] Wohltaten aufwiegt3, sagten unsere Meister sel. A. ausschließlich in Bezug auf ihre eigenen Tage, denn ihr hauptsächlicher Dienst bestand im Torastudium. Aus diesem Grund gab es [damals] überragende Toraweisen: Tannaiten und Amoräer. Mit dem Kommen des Maschiach hingegen, da die „Hütte Davids“4 gestürzt ist bis zu einer Stufe von „Füßen“ und „Fersen“, d.h. zum Aspekt von „Tat“, gibt es keinen Weg, [der Schechina] wahrhaftig anzuhangen und die Dunkelheit in ihr Licht zu wandeln, außer durch den entsprechenden Aspekt der Tat, die Tat der Mildtätigkeit nämlich. Wie den Tiefsinnigen bekannt ist, entspricht der Aspekt „Tat“ in Zusammenhang mit G‑ttlichkeit dem Aspekt der Strömung und des Flusses von Lebenskraft in die tiefsten Tiefen – zu dem, der über nichts Eigenes verfügt. Und wer diesbezüglich seinen Trieb schlachtet und seine Hand und sein Herz öffnet, unterdrückt die Sitra Achra und wandelt die Dunkelheit zum Licht G‑ttes, gesegnet sei Er, der mit dem Kommen des Maschiach über uns im Aspekt der Tat ruht; und er wird Anrecht gewinnen, „Auge in Auge zu schauen, wie nach Zion der Ew‑ge zurückkehrt etc.“5
ב"ה
Heutiger Tanja-Abschnitt
Iggeret HaKodesch, Ende von Brief 9
Fußnoten
1.
Wörtlich: „auf den Fersen des Maschiach“; siehe Sota 49b; Raschi ebd.
2.
Schabbat 139a; Sanhedrin 98a; Maimonides, Mischne Tora, Matnot Aniim 10:1.
3.
Siehe Mischna Pea 1:1; Kidduschin 40b; Maimonides, Hilchot Talmud Tora 3:3; Tur WeSchulchan Aruch, Jore Dea 246:18; R. Schneor Salman von Ljadi, Hilchot Talmud Tora 4:2; siehe oben, Likkutej Amarim, Kap. 37.
4.
Siehe Amos 9:11.
5.
Jes. 52:8.