Ein Beispiel hierfür ist das Licht der Sonne, das auf die Erde und [ihre] Bewohner leuchtet. [Dieses Leuchten] ist der Strahl und das Licht, das sich vom Körper der Sonne ausbreitet und allen sichtbar der Erde und dem All Licht spendet. Nun ist es offensichtlich, dass dieses Licht und dieser Strahl auch innerhalb des Himmelskörpers und der Materie des Sonnenballs selbst am Firmament vorhanden sind. Kann es nämlich in solch gewaltiger Entfernung Ausbreitung finden und leuchten, so kann es gewiss an seinem eigenen Ort leuchten. Indes wird dieser Strahl dort an seinem eigenen Ort als gänzlich null und nichtig betrachtet, denn er ist gegenüber dem Körper des Sonnenballs, dem Ursprung dieses Lichtes und dieses Strahles, völlig aufgelöst, sind doch dieses Licht und dieser Strahl bloß ein leuchtender Abschein vom Sonnenball selbst. Nur im Raum des Weltalls, unter allen Himmeln und auf der Erde, wo der Körper des Sonnenballs selbst nicht vorhanden ist, erscheinen dieses Licht und dieser Strahl allen Betrachtern als wirkliches Sein [Jesch] und hier trifft die Bezeichnung „Sein“ wahrlich zu. In ihrem Ursprung, dem Himmelskörper Sonne dagegen, trifft keinesfalls die Bezeichnung „Sein“, sondern vielmehr die Bezeichnung „null und nichtig“ zu. Denn dort ist es tatsächlich null und nichtig, da dort ausschließlich ihr Ursprung, der Himmelskörper Sonne, Licht spendet, und nichts außer ihm.

Genau diesen Worten entsprechend, in ihrer Gestalt und ihrem Bild, ist das Verhältnis aller Geschöpfe gegenüber der g‑ttlichen Ausstrahlung des „Hauchs Seines Mundes“, die auf sie strömt, sie entstehen lässt und ihren Ursprung darstellt. [Die Geschöpfe] selbst sind bloß wie sich ausbreitendes Licht und ein Strahl vom Strom und Wort G‑ttes, die [von Ihm] strömt und sich in sie kleidet, und sie vom Nichts zum Sein bringt. Daher sind sie in ihrer Existenz gegenüber ihrem Ursprung aufgelöst, so wie das Licht der Sonne in seiner Existenz aufgelöst ist und als wirklich null und nichtig betrachtet und keineswegs als „Seiendes“ bezeichnet wird, wenn es sich in seinem Ursprung befindet, sondern nur unter dem Himmel, wo sein Ursprung nicht vorhanden ist. Genauso trifft der Begriff „Sein“ auf all die Geschöpfe nur für unser fleischliches Auge zu, die wir den Ursprung, den Geist G‑ttes, der sie entstehen lässt, überhaupt nicht sehen und begreifen. Deshalb erscheinen die Materialität, Stofflichkeit und Gegenständlichkeit der Geschöpfe unseren Augen als vollkommen [eigenständige] Existenz, wie das Sonnenlicht eine vollkommen [eigenständige] Existenz zu sein scheint, wenn es sich nicht innerhalb seines Ursprungs befindet.

In folgendem Punkt aber stimmt das Beispiel scheinbar nicht völlig mit dem Vergleichsgegenstand überein: Im Beispiel ist der Ursprung im Weltall und auf der Erde, wo das Licht als vollkommen [eigenständige] Realität gesehen wird, überhaupt nicht vorhanden. Alle Geschöpfe hingegen befinden sich ständig in ihrem Ursprung. Bloß ist der Ursprung dem fleischlichen Auge nicht sichtbar. Warum sind sie also nicht völlig in ihrem Ursprung aufgelöst? Um dies zu begreifen, sind einige einleitende Bemerkungen erforderlich.