Der Aspekt dieser Liebe geht bisweilen der Furcht voraus, gemäß dem Aspekt Daat, der sie bekanntlich zeugt. (Denn Daat enthält „Güte“ und „Strenge“, das sind Liebe und Furcht; und bisweilen kommen die Attribute der Güte zuerst herab und offenbaren sich.) Daher ist ein böser, sündvoller Mensch imstande, Umkehr zu tun aufgrund der Liebe, die in seinem Herzen bei der Erinnerung an den Ew‑gen, seinen G‑tt, geboren wird. Jedenfalls ist auch die Furcht automatisch mit inbegriffen, doch befindet sie sich in kleinem und verborgenem Zustand – das heißt: die Furcht vor der Sünde, sich gegen Ihn aufzulehnen, G‑tt behüte, – während die Liebe in seinem Herzen und Gehirn offenbart ist. Indes, dies ist nur eine zufällige und zeitgebundene Erscheinung, in individueller g‑ttlicher Vorhersehung für die momentanen Erfordernisse, wie die Begebenheit mit R. Elasar ben Durdaja1.
Die Reihenfolge im Dienst aber, die von der Wahl des Menschen bestimmt wird und abhängt, muss mit der Erfüllung der Tora und der Gebote durch die niedere Furcht beginnen, zumindest in ihrer „kleinen Form“, vom Bösen abzukehren und Gutes zu tun, um seine g‑ttliche Seele durch das Licht der Tora und ihrer Gebote zu erleuchten, woraufhin auch das Licht der Liebe auf sie scheinen wird, (denn der Zahlenwert von WeAhavta2 [„und du sollst lieben“] ergibt zweimal [den Zahlenwert des Wortes] Or [„Licht“], wie den Kennern der esoterischen Weisheit3 bekannt ist4).
Heutiger Tanja-Abschnitt
Likkutej Amarim, Ende von Kapitel 43
Wie in Avoda Sara 17a, b beschrieben wird, kehrte R. Elasar ben Durdaja plötzlich von seinem sündhaften Lebenswandel ab und zu G‑tt um. Der von ihm vollzogene innere Wandel zum Guten war so intensiv, dass seine Seele den Körper verließ. Diese extreme Form der Umkehr resultierte daraus, dass R. Elasar ben Durdaja ein Gilgul – die Reinkarnation – des Hohepriesters Jochanan war, der in dieser Position 80 Jahre lang diente und dann zu einem Häretiker wurde. Die Tora und Mizwot von Jochanan wurden durch die Reinkarnation im Körper von R. Elasar ben Durdaja emporgehoben, dessen Lebensgeschichte dem umgekehrten Lauf folgte – ein Sünder, der am Ende seines Lebens aus Liebe zu G‑tt heraus umkehrt. Siehe R. Jizchak Lurja, Likkutej Tora, Tehillim 32.
Deut. 6:5.
D.h. Kabbala.
Siehe Pri Ez Chajim, Schaar Keriat Schema, Kap. 23 und 25.