Darüber hinaus, sogar [im Fall von jemandem,] der in seinem Gehirn und seinen Gedanken keinerlei Furcht und Scham fühlt, aufgrund der begrenzten Stufe seiner Seele, die von den unteren Stufen der Zehn Sefirot von Assija stammt, ist – weil er mit seinem Dienst nichtsdestotrotz beabsichtigt, dem König zu dienen – dies ein vollkommener Dienst, denn Furcht und Dienst werden als zwei Gebote in der Summe von 613 angesehen1 und stellen keinen gegenseitigen Hinderungsgrund dar. Überdies erfüllt er in Wahrheit auch das Gebot der Furcht, indem er die Furcht auf seine Gedanken lenkt, denn wenigstens zu dieser Zeit und in diesem Augenblick liegt auf ihm die Furcht des Himmels zumindest wie die Furcht vor einem gewöhnlichen Menschen aus Fleisch und Blut, auch wenn er kein König ist, der auf ihn blickt, wegen dem er von der Ausführung einer Sache absieht, die in den Augen des Nächsten unziemlich ist. Dies wird „Furcht“ genannt, wie R. Jochanan ben Sakkai zu seinen Schülern sagte: „Möge die Furcht des Himmels wie die Furcht vor einem Wesen aus Fleisch und Blut auf euch sein etc. Ihr wisst doch: Wenn der Mensch sündigt, sagt er: ‚Möge mich kein Mensch sehen‘ etc.“2 Indes, solche Furcht wird „niedrige Furcht“ genannt und „Furcht vor der Sünde“, die seiner Weisheit vorangeht, während die „erhabene Furcht“ die schamvolle Furcht ist etc. Denn es gibt zwei Arten der Furcht etc.
Ohne jegliche Furcht jedoch steigt [sein Dienst] mit Liebe allein nicht empor, so wie der Vogel nicht mit einem Flügel fliegen kann, denn Furcht und Liebe sind die zwei Flügel (wie im Tikkunim geschrieben steht3). Ebenso ist auch die Furcht alleine nur ein Flügel und [der Dienst] kann damit nicht emporsteigen, obschon es „Knechtsdienst“ genannt wird. Denn auch der Aspekt des Sohnes ist erforderlich, zumindest die in seinem Herzen verborgene natürliche Liebe zu erwecken, damit sie zumindest in seinem Gehirn offenbart sei, seiner Liebe zum Einen G‑tt in seinem Gedanken und seinem Willen – dem Gesegneten anzuhangen – eingedenk zu sein. Dies sei seine Kawana bei der Beschäftigung mit der Tora oder einem gewissen Gebot: seine g‑ttliche und seine belebende Seele samt ihren Gewändern an Ihn zu heften, wie oben erwähnt wurde4.
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