Und obschon Furcht und Liebe ebenfalls zu den 613 Geboten zählen, werden sie nichtsdestoweniger „Flügel“ genannt, weil der Sinn der Liebe im Dienst aus Liebe besteht, und Liebe ohne Dienst ist „Liebe in Genüssen“, G‑tt zu genießen, was der künftigen Welt und dem Lohnempfang ähnelt, wie geschrieben steht: „Heute – um es zu tun“1, „und morgen – um seinen Lohn zu empfangen.“2 Wer jedoch diese Dimension, von der künftigen Welt zu kosten, nicht erreicht hat, sondern dessen Seele noch den ganzen Tag nach G‑tt verlangt und dürstet und vor Sehnsucht nach Ihm vergeht, er jedoch seinen Durst nicht mit dem „Wasser der Tora“ löscht, das er vor sich hat – der ist wie jemand, der beim Fluss steht und „Wasser! Wasser zum Trinken!“ ruft. Über ihn klagt der Prophet: „Auf! Ihr Durstigen alle, geht zum Wasser.“3 Denn in seiner einfachen Bedeutung ist der Vers nicht zu verstehen – wer durstig ist und danach verlangt, zu lernen, wird doch gewiss von alleine lernen; warum also muss ihm der Prophet zurufen „Auf!“? Dies wird an anderer Stelle ausführlich erklärt4.
ב"ה