Wenn der Mensch jedoch tatsächlich ein Torakundiger ist und die Tora G‑ttes hochhält und die Nähe G‑ttes wünscht, ist seine Sünde unerträglich groß, und seine Schuld ist um vielfaches größer – weil er gegen seinen Trieb nicht in der Qualität und dem Grad des oben erwähnten mächtigen Krieges kämpft und ihn überwältigt – als die Schuld des Leichtfertigsten der an den Straßenecken Sitzenden, die weit entfernt sind von G‑tt und Seiner Tora. Deren Schuld – dafür dass sie ihren wie Feuerflammen lodernden Trieb nicht bezwungen haben durch die Angst vor G‑tt, der all ihre Taten versteht und betrachtet – ist nicht so groß wie die Schuld des Menschen, der G‑tt, Seiner Tora und Seinem Dienst näher ist. Wie unsere Meister sel. A. über Acher1 sagten: „Denn er kannte Meinen Ruhm etc. pp.“2 Daher sagten unsere Meister sel. A. über das gemeine Volk: „Vorsätzliche Sünden werden ihnen wie versehentliche Vergehen angerechnet.“3
ב"ה
Heutiger Tanja-Abschnitt
Likkutej Amarim, Ende von Kapitel 30
Fußnoten
1.
Eigtl. Elischa ben Abuja, 1./Anfang 2. Jahrhundert n.Z., zunächst bedeutender Tannait, Lehrer von R. Akiva ben Josef und von R. Me’ir, dann vom Judentum abgefallen. Wurde deshalb mit dem Namen „Acher“ („ein anderer“) benannt. Allein R. Me’ir hielt den Kontakt zu ihm, lernte weiter bei ihm, verteidigte ihn und versuchte ihn zur Umkehr zu bewegen. Für seinen Abfall werden unterschiedliche Gründe genannt: Beeinflussung durch gnostische Literatur; Abkehr von der praktischen Einhaltung der Mizwot, falsche Motivation zum Tora-Studium, oder Verzweiflung an der Theodizee-Frage aufgrund falscher Unterweisung.
2.
„… und lehnte sich gegen Mich auf.“ Chagiga 15a, nach R. Joel Sirkes, Hagahot HaBach, ebenda, Absatz 4.
3.
Bava Mezia 33b.