Jeder, der diesen Grad – einen solch mächtigen Krieg gegen seinen Körper zu führen – nicht erreicht hat, kommt noch nicht an die Qualität und den Grad des Kampfes gegen einen wie Feuerflammen brennenden Trieb heran, demütig und zerbrochen durch G‑ttesangst zu sein. Dasselbe gilt für das Tischgebet und alle Segenssprüche über Speisen und Getränke, sowie über Gebote mit Kawana, ganz zu schweigen von der Kawana bei der Erfüllung der Gebote „um der Gebote willen“. Gleiches gilt für die Beschäftigung mit dem Toralernen: Wesentlich mehr zu lernen, als seinem natürlichen und gewohnheitsmäßigen Wunsch und Willen entspricht1, durch einen mächtigen Kampf gegen seinen Körper. Denn ein bisschen mehr als seine Natur zu lernen, ist ein geringer Kampf. Er findet keine Entsprechung im oder Ähnlichkeit mit dem Kampf gegen einen wie Feuerflammen brennenden Trieb. Er wird dessen ungeachtet „völlig böse“ genannt, wenn er seinen Trieb nicht bezwingt, sodass dieser demütig und gebrochen vor G‑tt sei.
Denn welcher Unterschied besteht zwischen „Kehre vom Bösen ab“ und „Tu Gutes“? Beides sind die Gebote des heiligen Königs, des Einzig‑Einzigartigen, gesegnet sei Er. Gleiches gilt auch für andere Gebote, besonders in Verbindung mit Geld, wie der Dienst des Spendengebens u.Ä.
Sogar im Aspekt „Kehre vom Bösen ab“ kann jeder verständige Mensch bei sich selbst ausfindig machen, dass er sich vom Bösen nicht völlig, gänzlich und in jeder Hinsicht abkehrt in einer Situation, die einen mächtigen Kampf vom oben erwähnten Grad erfordert – oder sogar einen geringeren als den oben erwähnten Grad. Etwa, inmitten einer vergnüglichen Unterhaltung, oder inmitten einer Erzählung, die seinen Mitmenschen diskreditiert, zu unterbrechen, selbst wenn es sich bloß um eine überaus kleine und geringfügige Verunglimpfung handelt, und sei sie auch wahr, und sogar, wenn [die Äußerung] dazu dient, sich selbst zu entlasten. Dies ist aus dem bekannt, was R. Schimon zu seinem Vater, unserem Heiligen Meister2, sagte: „Nicht ich schrieb es, sondern Jehuda, der Schneider, schrieb es“, worauf er ihm erwiderte: „Entferne dich von Bösrede.“ (Siehe dort im Talmud, Bava Batra, Beginn des 10. Kapitels3.)
Dasselbe gilt für zahlreiche ähnliche Dinge, die häufig auftreten. Dies betrifft besonders die Selbstheiligung bei Erlaubtem, die ein Toragebot ist4, wie geschrieben steht: „Heilig sollt ihr sein … …“5 und „Haltet euch heilig … …“6 Darüber hinaus sind „die rabbinischen Vorschriften schwerwiegender als die Gesetze der Tora etc. pp.“7, doch zählen all diese und ähnliche Dinge zu den Sünden, die der Mensch „mit seinen Fußsohlen tritt“8; aufgrund der wiederholten Übertretung werden sie wie Erlaubtes betrachtet etc. pp.9
Wenn der Mensch jedoch tatsächlich ein Torakundiger ist und die Tora G‑ttes hochhält und die Nähe G‑ttes wünscht, ist seine Sünde unerträglich groß, und seine Schuld ist um vielfaches größer – weil er gegen seinen Trieb nicht in der Qualität und dem Grad des oben erwähnten mächtigen Krieges kämpft und ihn überwältigt – als die Schuld des Leichtfertigsten der an den Straßenecken Sitzenden, die weit entfernt sind von G‑tt und Seiner Tora. Deren Schuld – dafür dass sie ihren wie Feuerflammen lodernden Trieb nicht bezwungen haben durch die Angst vor G‑tt, der all ihre Taten versteht und betrachtet – ist nicht so groß wie die Schuld des Menschen, der G‑tt, Seiner Tora und Seinem Dienst näher ist. Wie unsere Meister sel. A. über Acher10 sagten: „Denn er kannte Meinen Ruhm etc. pp.“11 Daher sagten unsere Meister sel. A. über das gemeine Volk: „Vorsätzliche Sünden werden ihnen wie versehentliche Vergehen angerechnet.“12