Ferner nehme er sich zu Herzen, dass seine Träume zum Großteil „eitel und ein Brechen des Geistes“1 sind, weil seine Seele nicht emporsteigt [während seines Schlafes]. Es steht nämlich geschrieben: „Wer wird emporkommen auf G‑ttes Berg? Wer rein an Händen ist … …“2 Und „die von der bösen Seite Stammenden kommen und heften sich an ihn und verkünden ihm weltliche Angelegenheiten im Traum etc. pp. und bisweilen lachen sie ihn aus und zeigen ihm falsche Dinge und quälen ihn in seinem Traum etc.“, wie im Sohar, [Abschnitt] Wajikra, geschrieben steht (Fol. 25 a, b). Siehe dort ausführlich.
Je länger der Mensch diese Dinge in seinen eigenen Gedanken erwägt, wie auch in heiligen Büchern tiefgründig erforscht, um sein Herz in seinem Inneren zu brechen, und er in seinen eigenen Augen verachtenswert und abscheulich wird, wie geschrieben steht3, mit solch absoluter Abscheu, dass er tatsächlich sein Leben verabscheut – desto stärker verabscheut und verachtet er damit die Sitra Achra und erniedrigt sie zu Staub und holt sie herab von ihrer Überheblichkeit, ihrer Arroganz und ihrem Hochmut, mit denen sie sich über das Licht der Heiligkeit der g‑ttlichen Seele erhebt, um ihr Licht zu verdunkeln.
Auch donnere er [der Sitra Achra] mit tosender und zorniger Stimme entgegen, um sie zu erniedrigen, wie unsere Meister sel. A. sagten4: „Stets erzürne der Mensch den guten Trieb gegen den bösen Trieb, wie es heißt5: ,Erzürnt, [und sündigt nicht] … …‘“ Man zürne der tiergleichen Seele – das ist sein böser Trieb – mit einer tosenden und zornigen Stimme in seinen Gedanken und spreche zu ihr: „Du bist wirklich böse und ein Böser, ekelhaft, greulich und besudelt etc. pp.“; man benutze all die Namen, die ihm unsere Weisen sel. A. erteilten6. „Wie lange noch wirst du vor mir das Licht des gesegneten Ejn Sof verbergen, das alle Welten füllt, gleichzeitig war, ist und sein wird7, auch an diesem Ort, an dem ich mich befinde, genau so wie das Licht des gesegneten Ejn Sof vor der Erschaffung der Welt alleine existierte, ohne die geringste Änderung; wie geschrieben steht: ‚Ich, der Ewige, habe mich nicht geändert‘8, denn Er ist über Zeit erhaben etc. pp.? Du besudelte Kreatur etc. pp. aber leugnest die offenkundig – dem physischen Sehen – sichtbare Wahrheit, dass vor Ihm alles wie wahrlich Nichts ist.“
Dadurch wird er seiner g‑ttlichen Seele helfen, wird ihre Augen mit der Wahrheit der Einheit des Lichtes des Ejn Sof erleuchten, wie mit physischem Sehen und nicht bloß im Aspekt des Hörens und Verstehens. Wie andernorts erklärt wird9, ist dies der Ursprung allen [G‑ttes]dienstes.
Der Grund dafür ist, dass die Sitra Achra in Wahrheit keinerlei Gegenständlichkeit aufweist, weswegen sie mit Finsternis verglichen wird10, die keinerlei Gegenständlichkeit aufweist und deshalb in der Gegenwart von Licht von selbst weggestoßen wird. Ebendies gilt auch für die Sitra Achra: Sie verfügt zwar über reichlich Lebenskraft, um alle unreinen Tiere und die Seelen der Völker, wie auch die tiergleiche Seele des Juden zu beleben, wie oben erklärt wurde11. Doch handelt es sich nicht um eigene Lebenskraft, G‑tt behüte, sondern um Lebenskraft von Seiten der Heiligkeit, wie oben erklärt wurde12. Sie ist daher in der Gegenwart von Heiligkeit völlig aufgelöst, so wie Finsternis in der Gegenwart von physischem Licht aufgelöst ist. Doch betreffend der Heiligkeit der g‑ttlichen Seele im Menschen gab ihr der H.g.s.E. die Erlaubnis und die Möglichkeit, sich ihr gegenüber zu erheben, damit der Mensch erweckt werde, sie zu überwältigen, sie durch die Demut und die Ergebenheit seines Geistes zu erniedrigen, und indem er verachtenswert in seinen Augen und abscheulich ist. Und auf menschlichen Impuls folgt himmlischer Impuls, um zu erfüllen, was gesagt wurde: „,Von dort stürze Ich dich herab‘, ist der Spruch des Ewigen.“13 Das heißt, Er entfernt sie von Herrschaft und Möglichkeit, und entzieht ihr die Kraft und die Erlaubnis, die ihr erteilt worden waren, um sich gegen das Licht der Heiligkeit der g‑ttlichen Seele zu erheben. Alsdann wird sie automatisch aufgelöst und weggestoßen, so wie die Finsternis vor dem physischen Licht aufgelöst wird.
Wir finden diesen Sachverhalt explizit in der Tora im Zusammenhang mit den Spionen vor. Zu Beginn sagten sie: „Denn es ist stärker als wir“14 – [unsere Weisen sel. A. erklärten dies:] „Lies nicht ‚als wir‘ etc. [sondern ‚als Er‘]“15, d.h. sie glaubten nicht an G‑ttes Fähigkeit. Danach aber revidierten sie ihre Meinung und sagten: „Hier sind wir, wir wollen zu dem Orte ziehen … …“16 Woher kehrte der Glaube an G‑ttes Fähigkeit zu ihnen zurück? Unser Meister Mosche, Friede mit ihm, hatte ihnen diesbezüglich keinerlei Zeichen oder Wunder in der Zwischenzeit gezeigt. Er hatte ihnen bloß gesagt17, dass G‑tt ihnen zürne und Er geschworen habe, sie nicht in das Land Israel zu bringen. Welchen Wert aber sollte dies für sie haben, wenn sie, G‑tt behüte, nicht an die Fähigkeit G‑ttes geglaubt hätten, die 31 Könige18 zu bezwingen; aus diesem Grund hatten sie nicht den geringsten Wunsch verspürt, das Land Israel zu betreten. Gewiss also [lautet die Erklärung]: Juden selbst sind „Gläubige, Kinder von Gläubigen“19, doch hatte sich die in ihre Körper gekleidete Sitra Achra über das Licht der Heiligkeit ihrer g‑ttlichen Seelen erhoben, mit unverschämter Arroganz und Überheblichkeit, ohne Grund und Wissen. Sobald ihnen also G‑tt zürnte und mit tosender und zorniger Stimme donnerte: „Wie lange noch wird diese böse Gemeinde … … [wider Mich murren dürfen]?“20 „Hier in der Wüste sollen eure Leiber fallen … …“21 „Ich, der Ewige habe gesprochen: Ob Ich nicht so dieser ganzen bösen Gemeinde tue … …“22, wurde ihr Herz untertänig und gebrochen, als sie diese strengen Worte vernahmen, wie geschrieben steht: „Da trauerte das Volk gar sehr.“23 Als Folge davon stürzte die Sitra Achra von ihrer Herrschaft und ihrem Hochmut und ihrer Arroganz. Die Juden selbst dagegen sind Gläubige.
Jedermann, dem Zweifel am Glauben kommen, kann daraus lernen, dass diese [Zweifel] bloß leere Worte der Sitra Achra sind, die sich über seine [g‑ttliche] Seele erhebt. Die Juden selbst jedoch sind „Gläubige etc.“ Auch die Sitra Achra selbst hegt keinerlei Zweifel am Glauben24. Es wurde ihr lediglich die Erlaubnis erteilt, den Menschen mit Worten der Lüge und der Täuschung zu verwirren, um seinen Lohn zu vergrößern, so wie die Dirne den Sohn des Königs mit Lüge und Täuschung zu verführen sucht – mit Erlaubnis des Königs, wie im heiligen Sohar geschrieben steht25.