Denn wenn der Intellekt der intellektualisierenden Seele die Größe G‑ttes überaus tiefgründig erwägt, wie Er „alle Welten füllt“1 und „alle Welten umgibt“2, und vor Ihm alles wie Nichts erscheint3, wird im Gehirn und in den Gedanken des Menschen die Eigenschaft der Ehrfurcht vor der g‑ttlichen Erhabenheit geboren und erweckt. Der Mensch fürchtet und schämt sich vor der end- und grenzenlosen Größe des Gesegneten und die Angst vor G‑tt herrscht in seinem Herzen. Daraufhin wird sein Herz mit heftiger Liebe, Feuerzungen gleich, in Aufregung geraten – mit Begehren, Streben und Verlangen und einer nach der Größe des gesegneten Ejn Sof verlangenden Seele. Dies ist das Vergehen der Seele vor Sehnsucht, wie geschrieben steht: „Es sehnt sich, ja es schmachtet meine Seele … …“4, und „Es dürstet meine Seele zu G‑tt … …“5, und „Nach Dir dürstet meine Seele … …“6 Dieses Dürsten entstammt dem Element Feuer in der g‑ttlichen Seele. Wie Kenner der Naturwissenschaften schreiben und auch im Ez Chajim7 [bestätigt wird], befindet sich das Element Feuer im Herzen, während die Quelle des Wassers und der Feuchtigkeit im Gehirn liegt. In Ez Chajim, Tor 50, wird erwähnt, dass [der Ursprung des Elements Wasser] der Aspekt Chochma ist8, der „Wasser in der g‑ttlichen Seele“ genannt wird. Die übrigen Attribute sind allesamt Zweige und „Nachkommen“ der Ehrfurcht und der Liebe, wie andernorts erklärt wird9.
Daat stammt etymologisch vom Begriff: „Adam erkannte [jada] Chava“10 und bedeutet „Verbindung“ und „Vereinigung“. Das heißt, der Mensch verbindet sein Wissen in überaus festem und starkem Bund mit der Größe des gesegneten Ejn Sof und konzentriert seinen Gedanken stark darauf, ohne seine Aufmerksamkeit abzuwenden. Denn auch jemand, der betreffs der Größe des gesegneten Ejn Sof weise und klug ist, wird in seiner Seele nicht wahre Ehrfurcht und Liebe, sondern leere Einbildungen zeugen, sofern er nicht sein Wissen verbindet und seine Gedanken stark und beständig konzentriert. Daat sichert daher den Attributen Bestand und Lebenskraft und enthält Chessed und Gevura, das bedeutet Liebe und ihre Zweige und Ehrfurcht und ihre Zweige.
ב"ה
Heutiger Tanja-Abschnitt
Likkutej Amarim, Ende von Kapitel 3
Fußnoten
1.
Sohar III, 225a. Mit diesem Begriff wird die Immanenz G‑ttes beschrieben; siehe Kap. 51.
2.
Sohar, ebd. Mit diesem Begriff wird die Transzendenz G‑ttes beschrieben; siehe Kap. 48, und Schaar HaJichud WeHaEmuna, Ende Kap. 7.
3.
Sohar I, 11b.
4.
Ps. 84:3.
5.
Ps. 42:3.
6.
Ps. 63:2.
7.
Tor 5, Kap. 5.
8.
Wasser kommt von hoch oben herab. Es wird gleichgesetzt mit Chochma, der höchsten der Zehn Sefirot, und auch mit Chessed, der ersten der sieben Middot.
9.
Iggeret HaKodesch, Brief 15.
10.
Gen. 4:1.