Indes, für das Preisen der Tora mit dieser ihrer Qualität im Ausspruch: „Gesänge waren sie mir etc.“1 wurde er bestraft. Der H.g.s.E. sagte ihm: „Gesänge nennst du sie?!“ In der Tat stammt diese Qualität [der Tora], dass alle Welten nichtig im Vergleich mit einer Einzelheit davon sind, vom rückseitigen Aspekt der Tiefe des [Oberen] Gedankens. Dies wird andernorts2 im Namen unseres Meisters R. Jizchak Lurja sel. A.3 erklärt betreffend des Ausspruchs unserer Meister sel. A.: „Tora ist der welke Überrest der Weisheit droben.“4
Der innere Kern der Tiefe [des Oberen Gedankens], die die innere Dimension der Tora darstellt, ist völlig mit dem Ejn Sof-Licht vereint, das in sie in vollkommener Einheit gekleidet ist. Gegenüber dem Unendlichen, gesegnet sei Er, sind alle Welten wie völliges Nichts, wahrlich null und nichtig. Denn: „Du bist derselbe bevor die Welt erschaffen wurde etc. pp.“5
Folglich ist auch die innere Dimension der Tora nicht als die Lebenskraft aller Welten zu preisen, denn sie werden als wahrlich Nichts betrachtet.
Über ihre innere Dimension kann keine Herzensfreude des Sterblichen und nicht sein Vergnügen herrschen, sondern gleichsam die Herzensfreude und das Vergnügen des Königs, des H.g.s.E., der sich daran vergnügt6. Denn [alleine] „G‑tt hat ihren Weg verstanden und kennt ihre Stätte“7 und ihre Qualität kraft Seiner Selbstkenntnis sozusagen.
„Vor den Augen aller Lebendigen ist sie“ jedoch „verhohlen.“8 Wie geschrieben steht: „Mein Angesicht [Panim] kann nicht gesehen werden“9, d.h. der innere Aspekt [Penimijut], wie ebd.10 im Namen unseres Meisters R. Jizchak Lurja sel. A.11 erklärt wird.
Folglich sagt der Vers: „Da war ich bei Ihm Sein Ergötzen etc.“12, ausdrücklich „bei Ihm“. „Spielend vor Ihm [Lefanajw]“, ausdrücklich „vor Ihm“, denn dies bezieht sich auf den inneren Aspekt der Tora [Penimijut]13. Diesbezüglich heißt es: „Ich war bei Ihm ein Amon [,Pflegling‘]“ – „Lies nicht Amon, sondern Uman [,Pfleger‘]“14 etc.
Bezüglich des rückseitigen Aspekts heißt es: „Spielend auf Seinem Erdball; und habe mein Ergötzen mit den Menschenkindern.“15 Denn die Tora wurde in den Aspekten Innerlichkeit wie auch Äußerlichkeit gegeben, wie über die „fliegende Schriftrolle“ Secharias geschrieben steht: „und sie war beschrieben vorn und hinten“16.
Da David den rückseitigen Aspekt aufgriff, wurde er mit Vergesslichkeit, die vom rückseitigen Aspekt stammt, bestraft17. Er vergaß daher zeitweilig den Vers: „Ihnen obliegt die Arbeit bei den heiligen Dingen; auf der Schulter sollen sie es tragen“18 – um die „Schultern“, die den rückseitigen Aspekt darstellen, mit der heiligen Arbeit, d.h. mit der Oberen Weisheit im Aspekt der Innerlichkeit, zu verbinden und zu vereinen. Denn dieser Aspekt ist der Ursprung der Tafeln in der Bundeslade, wie geschrieben steht: „auf beiden Seiten beschrieben etc.“19 Wie im Jerusalemer Talmud, [Traktat] Schekalim, erklärt wird, wiesen [die Tafeln] keine Vorderseite und Rückseite auf20; siehe ebenda.
Heutiger Tanja-Abschnitt
Kuntres Acharon, Ende von Abhandlung 6
Ps. 119:54.
Siehe oben, Iggeret HaKodesch, Brief 19.
Ez Chajim, Schaar HaKlalim, Kap. 1, u.a.
Bereschit Rabba, Kap. 17:5; ebd., 44:17.
Aus der Liturgie für das Morgengebet; siehe oben, Likkutej Amarim, Kap. 20.
Siehe Tur, Orach Chajim, § 47; R. Schneor Salman von Ljadi, Schulchan Aruch, Orach Chajim 47:1; und siehe R. Menachem M. Schneerson von Lubawitsch, Likkutej Sichot, New York 1998 (4. Auflage), Bd. XIV, S. 148, Anmerkung 8.
Ij. 28:23.
Ij. 28:21.
Ex. 30:23.
Iggeret HaKodesch, Brief 19.
Likkutej Tora, Abschnitt Tissa; Schaar HaNevua, Kap. 1.
Spr. 8:30.
לפניו (Lefanajw) vom Wort פנים (Panim) ist mit dem Wort פנימיות (Penimijut) verbunden.
Siehe Tanchuma, Abschnitt Bereschit; Sohar I, 134b, 161a, u.a.
Spr. 8:31.
Siehe Sach. 5:2; dies bedarf geringfügiger näherer Untersuchung, da die beidseitig beschriebene Schriftrolle bereits vorher in der Tora, beim Propheten Ezechiel 2:9‑10, erwähnt wird. (Anmerkung von R. Menachem M. Schneerson, zitiert in Josef Weinberg, Schiurim BeSefer HaTanja (Jiddisch), New York 1986, Bd. IV, S. 1871, Anmerkung 18.)
Siehe Sota 35a; Jerusalemer Talmud, Sanhedrin 10:2; vgl. R. Menachem M. Schneerson von Lubawitsch, Likkutej Sichot, New York 1990, Bd. XXVIII, S. 51, Anmerkung 24.
Num. 7:9; und siehe Sota 35a.
Ex. 32:15.
Jerusalemer Talmud, Schekalim 6:1.