Nun besteht jeder Aspekt und jeder Rang dieser drei – Nefesch, Ruach und Neschama – aus zehn Aspekten1, analog zu den Zehn Oberen Sefirot, aus denen sie sich entwickeln. Diese sind zweigeteilt – drei „Mütter“ und sieben „Doppelte“. Es sind dies Chochma, Bina und Daat, und die „sieben Tage der Schöpfung“ – Chessed, Gevura, Tiferet etc. Ähnlich ist die menschliche Seele [aufgebaut; ihre zehn Aspekte werden] in zwei Kategorien geteilt: Intellekt und emotionelle Attribute. Der Intellekt besteht aus Chochma (Weisheit), Bina (Verständnis) und Daat (Wissen); die Attribute sind: Liebe zu G‑tt, Angst und Ehrfurcht vor Ihm, Seine Lobpreisung etc. Chochma-Bina-Daat werden als „Mütter“ und Ursprung der Attribute bezeichnet, weil die Attribute gleichsam „Nachkommen“ von CHaBaD sind.
Die Erklärung des Sachverhalts lautet:
Der Intellekt der intellektualisierenden Seele, der jede Sache versteht, heißt Chochma – Koach Ma2 [Kern des Verständnisses]. Wird seine potentielle Kraft zur Anwendung gebracht, indem der Mensch mittels des Intellektes nachsinnt, um eine Sache gründlich und tiefschürfend zu verstehen in ihrer Entfaltung aus dem Konzept, das er mit seinem Intellekt begriffen hatte, nennt man dies Bina. [Chochma und Bina] sind „Vater“ und „Mutter“, die G‑ttesliebe und Ehrfurcht und Angst vor Ihm zeugen.
ב"ה
Heutiger Tanja-Abschnitt
Likkutej Amarim, Beginn von Kapitel 3
Fußnoten
1.
An anderer Stelle (z.B. Likkutej Tora, Bamidbar 1a, 51b; Schir HaSchirim 16d) stellt der Verfasser klar, dass die Seele nicht aus diesen zehn Aspekten „besteht“, sondern vielmehr durch sie zum Ausdruck gelangt, da der Kern der Seele selbst keiner Definition oder Teilung zugänglich ist.
2.
Der Begriff חכמה („Weisheit“) wird gedeutet als כח מה – „die Kraft des ,Was?‘“, d.h. etwas, das so abstrakt und undefinierbar ist, dass es nur „Was“ genannt wird. Chochma ist höher als das Verstehen und Begreifen, und sie ist deren Ursprung. Chochma ist der Kern des Verständnisses, der dann vom Verständnis (Bina) erfasst und entwickelt wird. Siehe Sohar III, 34a; Tikkunej Sohar, Einleitung, 4a; ebd., Tikkun 69.