Es ist bekannt, dass unsere Meister sel. A. sagten1: „Wer für gewöhnlich in die Synagoge kommt, und eines Tages nicht kam, nach dem fragt der H.g.s.E., wie es heißt2: ‚Wer fürchtet unter euch den Ew‑gen etc. pp.?‘“
Dasselbe gilt für alle Gebote und insbesondere für das Gebot der Mildtätigkeit, das „alle Gebote aufwiegt“3. Zwar ist es [Mildtätigkeit] ohne [die zwingende Kraft] eines Gelübdes, G‑tt behüte4; dessen ungeachtet ziemt es sich nicht für die g‑ttliche Seele aller wackeren Männer, deren Herzen die G‑ttesfurcht berührt hat, Heiliges zu vermindern im Vergleich zum [Betrag], den sie üblicherweise alljährlich von ihrem Vermögen beiseite legten, um den Geist der Gebeugten und Niedergeschlagenen, die nicht über Eigenes verfügen, zu beleben. Dies ist, „die gefallene Hütte Davids“5 etc. pp. aufzustellen und zu erheben etc. pp., „sodass Eines mit einem vereint sei etc. pp.“6 „Alles ist gemäß der Vielzahl der Tat etc. pp.“7 und gemäß der Summe [Cheschbon]8. So sagten unsere Meister sel. A.: „Die einzelnen Münzen belaufen sich auf eine große Summe [Cheschbon] etc. pp.“9, und wie die Aussage unserer Meister sel. A.: „Wann ist Havaja groß? Wenn Er in ‚der Stadt unseres G‑ttes‘10 ist etc. pp.“11 Dies ist der Aspekt und der Ort der Abrechnung [Cheschbon], wie geschrieben steht: „Deine Augen sind die Teiche von Cheschbon.“12
Die Bedeutung [der erwähnten Aussage] lautet bekanntlich, dass durch eine Erweckung von unten – der Fluss von Leben, Gunst und Güte durch eine wohltätige Handlung, gutwillig und mit einem freundlichen Angesicht13 – eine Erweckung von droben ergeht: „Der Ew‑ge lasse Dir Sein Antlitz leuchten“14 – eine Strahlung und ein Fluss von Gunst, Güte und oberem Wohlwollen vom Urquell des Lebens, dem gesegneten Ejn Sof, „dessen Größe unerforschlich“15 und völlig unbegreiflich ist, zum Aspekt von „Dein Königreich ist das Königreich aller Welten“16, der „Welt der Offenbarung“. Dieser [Aspekt] belebt alle Geschöpfe in all den oberen und unteren Hejchalot, die dem Aspekt der Zahl und der Abrechnung [Cheschbon] entsprechen, wie geschrieben steht: „Tausendmal Tausende dienen Ihm.“17 Dies also ist die Bedeutung der „großen Summe“, denn zahlreiche wohltätige Handlungen bewirken Frieden. „Friede“ bedeutet die Verbindung und Versöhnung zweier gegensätzlicher Extreme. [In unserem Fall] ist es das Extrem des Himmels droben, der Aspekt „Und Seine Größe ist unerforschlich“, und das Extrem des Himmels unten, der in Berija, Jezira und Assija gekleidet ist, der Aspekt von Begrenzung und Zahl. Dies genüge dem Verständigen.
ב"ה
Heutiger Tanja-Abschnitt
Iggeret HaKodesch, Brief 30
Fußnoten
1.
Berachot 6b.
2.
Jes. 50b.
3.
Bava Batra 9b; Jerusalemer Talmud, Pea 1:1.
4.
Wie in Schulchan Aruch, Jore Dea 203:4, dargelegt, ist von der Ablegung eines Gelübdes in Zusammenhang mit Mildtätigkeit abzusehen.
5.
Amos 9:11; bezieht sich auf die Schechina.
6.
Sohar II, 135a.
7.
Mischna Avot 3:15; und siehe oben, Brief 21.
8.
Mischna Avot 4:22.
9.
Bava Batra 9b.
10.
Ps. 48:2.
11.
Siehe Sohar III, 5a; Sohar Chadasch, Tissa, 44a; für eine Erläuterung siehe R. Schneor Salman von Ljadi, Tora Or 56b; R. Menachem M. Schneerson von Lubawitsch, Likkutej Sichot, New York 1993 (3. Auflage), Bd. IX; S. 157 ff.
12.
Hl. 7:5.
13.
Siehe Maimonides, Mischne Tora, Hilchot Matnot Aniim 10:4.
14.
Num. 6:25.
15.
Ps. 145:3.
16.
Ps. 145:13.
17.
Dan. 7:10.