Donnerstag 1. Tischrei 5785
Am 1. Tischrei – dem sechsten Tag der Schöpfung – „Und es sagte G-tt: ‚Lasst uns den Mensch in unserem Bild machen, nach unserer Gestalt; und lass sie die Herrschaft über die Fische des Meeres, und über die Vögel der Luft, und über das vieh, und über die ganze Erde haben…’“ (Bereschit 1:26). „G-tt formte den Mensch aus dem Staub des Bodens, und hauchte Lebensodem in sein Antlitz; so wurde der Mensch eine lebende Seele“ (ebenda, 2:7). „Und G-tt nahm den Mensch und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaue und bewache“ (ebenda, 2:15). „Und G-tt sagte: ‚Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe zur Seite stellen’ … Da ließ G-tt einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, und er schlief; und Er nahm eine seiner Seiten, und schloss das Fleisch an dieser Stelle. Und G-tt bildete aus der Seite, die er vom Menschen genommen hatte, eine Frau, und brachte sie zum Mann. Und der Mann sagte: ‚Dies ist nun ein Knochen von meinen Knochen, und Fleisch von meinem Fleisch; sie soll Frau genannt werden, weil sie von dem Mann genommen wurde.’ Darum verlässt ein Mann seinen Vater und seine Mutter, und verbindet sich mit seiner Frau; und sie werden ein Fleisch“ (2:18 – 24).
An dem Tag, an dem er erschaffen wurde, beging der Mensch die erste Sünde der Geschichte, indem er gegen das g-ttliche Gebot verstieß, welches ihm untersagte vom „Baum der Erkenntnis von Gut und Böse“ zu essen. Adam und Chawa wurden aus dem Garten verbannt, und die Menschheit wurde sterblich. Aber an diesem Tag bereuten der erste Mann und die erste Frau ihre Sünde, und führten das Konzept und die Möglichkeiten der Tschuwa in die menschliche Erfahrungswelt ein.
Am ersten Tischrei, dem 307. Tag der Flut, sandte Noach die Taube zum dritten Mal von der Arche aus (Siehe hierzu auch 17. Elul und 23. Elul). Als die Taube nicht zurückkehrte wusste Noach, dass sich die Wasser der Flut von der Erde zurückgezogen hatten. An diesem Tag öffnete Noach das Dach der Arche; aber Noach und seine Familie, und all die Tiere, verblieben für weitere 57 Tage – bis zum 27. Cheschwan – in der Arche, bis die Oberfläche der Erde vollständig trocken war und G-tt ihm sagte, dass er die Arche verlassen sollte und die Erde wieder besiedeln und bevölkern sollte.
Die höchste Prüfung von Abrahams Glauben – die Bindung Isaaks: in Vorbereitung, ihn zu opfern, wie G-tt es ihm aufgetragen hatte – ereignete sich am ersten Tischrei des Jahres 2084, nach der Schöpfung, und wird jedes Rosch Haschana, mit dem Klang des Schofars, erinnert (das Widderhorn – ein Widder wurde statt Isaak geopfert, als ein Engel offenbarte, dass der Befehl zur Opferung Isaaks eine g-ttliche Prüfung war); die dazugehörige Tora-Stelle wird am 2. Tag Rosch Haschana in der Synagoge öffentlich gelesen. Am Tag der Bindung Isaaks verstarb seine Mutter, Sara, im Alter von 127 Jahren, und wurde anschließend in Ma’arat HaMachpela in Hebron beerdigt.
In einem Brief an seinen Schwager, Rabbi Gerschon Kitower, schreibt der Baal Schem Tow: “Am Rosch Haschana 5507 [nach der Schöpfung] machte ich einen ‚Aufstieg der Seele’ auf die dir bekannte Art … Ich erklomm Stufe und Stufe und erreichte die Kammer des Moschiach … Und ich fragte den Moschiach: „Wann wirst du kommen?“ Und er entgegnete: „Wenn deine Lehren sich verbreiten und in der Welt offenbar werden, und die Quellen nach außen fließen werden …” (Keter Schem Tow 1:1).
Das von Rabbi Meir Schapiro von Lublin initiierte tägliche „Daf Jomi“ Studium des Talmud, in dem man bei einem Folio am Tag, den ganzen Talmud innerhalb von sieben Jahren vollendet, wurde an Rosch HaSchana 1923 gestartet.
In der ersten Nacht von Rosch Haschana wünschen wir einander LESCHANA TOWA TEKATEW VITECHATEM, „Mögest du für ein gutes Jahr eingeschrieben und gesiegelt werden.“
Beim Abendessen werden Äpfel in Honig getaucht, und diese, wie auch der Kopf eines Fisches, Granatäpfel, Zimmes (süße Möhren) und andere besondere Speisen gegessen, die für ein süßes und erfolgreiches Jahr stehen.
Im Verlauf des Morgen- und im Musafgebet erklingt das Schofar 100 Mal in verschiedenen Variationen von "Tekia" (langer Ton), "Schwarim" (ein Trio von kurzen Tönen) und "Trua" (ein Staccato von kurzen Tönen) um die wichtige Mizwa des Schofarhörens am Rosch Haschana zu erfüllen.
Das Schofar dient dazu G-tt als König des Universums zu krönen, als einen Ruf nach Umkehr und um die Geschehnisse von der beinahen Opferung Izchaks im Gedächtnis zu behalten.
Am Nachmittag wird das Taschlich-Gebet, in dem wir G-tt darum bitten "unsere Sünden in den Tiefen des Meeres zu versenken", an einem Gewässer (Meer, Fluss, See, Teich, usw.) gesprochen, welches Fische enthält.